Bimbo's Blog

31 Mai 2006

Warum nicht an Fröschen knabbern?

Gerstern abend war so etwas wie die Neptuntaufe für Neuankömmlinge in Wuhan. Da für unseren Kollegen Jan das vorläufige Ende seines Einsatzes in China naht, ließ er es sich nehmen, die ganze Truppe in den "Dreckigen Löffel" einzuladen. Diesen vielsagenden Namen hat das außergewöhnliche Restaurant natürlich von seinen deutschen Gästen erhalten. Wie es im Original heisst, kann ich mal wieder nicht aussprechen. Der "Dreckige Löffel" befindet sich im zweiten Stock eines Gebäudes, dem man schon von weiten ansieht, dass es hier irgendwas Essbares gibt. Der Grill mit zwei riesigen Ventilatoren steht vor dem Eingang. An dem muss man vorbeikomen, ohne dass das spritzende Fett sich auf der Kleidung verewigt hat, bevor man freihändig die Treppen nach oben steigt, denn die Geländer sind lediglich Attrappe. Oben angekommen wurden wir von ohrenbetäubenden Lärm und einem Kellner oder sonsteinem Mitarbeiter empfangen, der sofort für uns Platz machte und zwei Tische, die mit Plastikfolie - deren Sinn mir nicht gleich klar war - bezogen war, zusammen schob. Jedem noch einen Plastikschemel hingestellt und schon saßen wir. Ringsum waren Paare oder ganze Familien lautstark mit Essen beschäftigt. Plötzlich erkannte ich auch den Sinn der Plastikfolien. Alle Abfälle wandern einfach auf den Tisch. Ist das Mahl beendet, wird die Folie zusammengeklaubt und in den Müll geworfen. Schneller kann man einen Tisch nicht abräumen.
Unsere Bestellung sah folgendermaßen aus:
Flusskrebse, Lammspieße, Fisch, Rindfleisch mit Gemüse, Frösche, gekochte Auberginen und gebrühte Erdnüsse. Dazu für alle Halblitergläser mit Bier.
Alles wurde frisch zubereitet, gegrillt, gebraten und gekocht und extrem heiß aufgetragen. Ich weiß gar nicht mehr, von welcher Speise ich zuerst probiert habe, aber sofort schossen mir die Tränen in die Augen, so verdammt scharf war das Zeug. Nach einem großen Schluck Bier hatte sich meine Zunge beruhigt und ich fing an, von allem zu essen. Jawohl, auch von den Fröschen. Wohlgemerkt, es waren keine Froschschenkel, sondern komplette kleine Frösche, an denen man eigentlich nur herumknabberte um das wenige Fleisch zu essen. Der Geschmack war für meine Begriffe dem von Geflügelfleisch nicht unähnlich. Am besten war der Fisch gelungen, ich glaube, es war Karpfen, hervorragend gewürzt, ein Labsal.
Sobald die Biergläser leer waren, wurden der Einfachheit halber gleich große Krüge auf den Tisch gestellt. Bei diesem erhöhten Bierkonsum überkommt einem natürlich mit der Zeit ein allzu menschliches Bedürfnis. Der Ort, der zur Befriedigung dieses Bedürfnissen vorgesehen war, stellte allerdings alles, was ich bisher an solchen Örtchen gesehen hatte in den Schatten. Und ich denke, ich habe schon eine Menge gesehen. Um der Gefahr zu entgehen, dass niemand mehr meinen Blog liest, werde ich hier keine weiteren Einzelheiten von mir geben. Aber eins könnt ihr glauben. Es war mächtig hart.
Nachdem die erste Fuhre fast aufgegessen war, der Tisch war schon mit Abfall, vor allem der Krebse überhäuft, wurde die zweite Runde aufgetragen und es ging wieder von vorn los. Ein sagenhaftes Mahl. Und wieder einmal muss ich sagen, es ist unmöglich, alles so zu beschreiben, wie ich es erlebt habe. Man muss es einfach selbst erleben.

29 Mai 2006

Hier muss auch gearbeitet werden!

Damit kein falscher Eindruck entsteht, natürlich bin ich zum Arbeiten hier. Montags bis freitags von 08:00 bis 18:00 Uhr sitze ich auch fleißig an meinem Schreibtisch und versuche, die chinesischen Kollegen bei der Klärung der Interface-Probleme innerhalb ihres Mammut-Vorhabens zu unterstützten. Logischerweise gibt es davon keine Bilder (vielleicht später). Die Bilder auf meiner Fotoseite sind selbstverständlich ausschließlich in meiner Freizeit entstanden. Wenn es jemanden interessiert, mit was für Problemen ich mich konkret herumschlage, genügt ein Kommentar und ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten aus den Nähkästchen plaudern.
Den Sonntag habe ich mit einem Spaziergang durch die Gluthitze zum East Lake verbracht, einem relativ großen See, wenn man will, mitten in der Stadt. Das Wetter war diesig und die erhoffte Abkühlung hat die Seeluft auch nicht gebracht. Heute abend sind wir zu viert in ein nahe gelegenes chinesisches Restaurant gegangen und haben alle zusammen für 10 € (!) ausgiebig gespeist, inklusive ein Bier für jeden. Wir schlugen uns den Bauch mit der chinesischen Spezialität "Jiao Zi" voll. Das sind gekochte Teigtaschen, die mit unterschiedlichen Zutaten - Rindfleisch, Fisch, Gemüse, etc. - gefüllt sind. Sehr schmackhaft. Und das Essen mit Stäbchen ist überhaupt kein Problem mehr (siehe Foto).

28 Mai 2006

Fussball mit Kultur

Der Höhepunkt des gestrigen Samstages war das Fußballspiel auf dem Universitätsgelände der Wuhaner Universität. Bei Temperaturen wie immer um die 30 Grad gab es ein Rückspiel für das Spiel, das bereits Ende März statt fand. Damals hatte die rein chinesische Mannschaft gegen die gemischte deutsch-chinesische Mannschaft mit 7:1 gewonnen. Dafür galt es sich nun zu revanchieren. Da mir meine Ortopädin solcherart Freizeitsport absolut nicht empfohlen hat, war ich also nur Fan und habe ein paar Szenen gefilmt. Für die deutsch-chinesische Mannschaft gab es rote Trikots von Bayern-München. Gespielt wurde 3 x 30 Minuten. Die Chinesen sind mit einer überwältigenden Begeisterung in das Spiel gestartet.
Am Rande des Spielfeldes bin ich mit einem 20-jährigen chinesischen Studenten ins Gespräch gekommen. Er erzählte mir von seiner Familie und davon, dass es sein größter Wunsch sei, einen eigenen Computer zu besitzen. Da war sie dann wieder, die Diskrepanz zwischen den Angeboten in den Kaufhäusern und der Unmöglichkeit vieler Chinesen, überhaupt daran zu denken, sich diese Waren kaufen zu können.
Das Fußballspiel ging letztlich mit 6:6 unentschieden aus. Für die deutsch-chinesische Mannschaft ein gutes Ergebnis, wenn auch keine Revanch. Das Beste der ganzen Veranstaltung sollte aber noch kommen. Nach dem Spiel fuhren wir in die Cafeteria unseres Büros zum Abendessen. Im Speisesaal war schon eingedeckt und durch die junge chinesische Bedienung wurde eine vielzahl chinesischer Speisen aufgetragen. Natürlich lagen zum Essen nur Stäbchen bereit. Aber ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell damit klar komme. Nach 5 Minuten habe ich genauso damit gegessen, wie meine anderen deutschen Kollegen. Im Speisesaal herrschte ein Höllenlärm. Die Chinesen prosteten sich ohne Unterlass zu. Der Chef des ganzen, unser Auftragnehmer, oder wie er hier genannt wird - der Owner - ging mit unserem Projektleiter und einer Traube anderer Chinesen von Tisch zu Tisch und dann wurden die Pappbecher mit Bier gefüllt, es wurde sich laut lamentierend zugeprostet und das Bier musste bis zur Neige ausgetrunken werden. Als Beweis dafür wird seinem Gegenüber der leere Becher gezeigt. Dann ging es los, die Chinesen stellten sich zum Chor auf und schmetterten mit Begeisterung ein Lied. Danach waren die deutschen an der Reihe. In Ermangelung eines Kampfliedes sangen wir als erstes "Im München steht ein Hofbräuhaus". Die Chinesen liesen sich nicht lange bitten und stimmten schon nach kurzer Zeit in den Refrain ein. Ein Mordsspaß. Das wechselte sich eine Weile mit Unterbrechungen durch das "den Becher bis auf den Grund austrinken" ab. Auch wenn die entsprechende Musik nicht vorhanden war, ließen es sich die Chinesen nicht nehmen und boten uns einige Karaoke-Darbietungen. Es fällt einem schwer, die Athmospäre exakt zu beschreiben. Ich denke, so etwas kann nur jemand nachvollziehen, der es selbst erlebt hat. Nach nicht einmal 90 Minuten war abrupt Schluß. Ein Wahnsinns-Tag!

27 Mai 2006

Skype-In - was ist das denn?

Seit heute habe ich eine Skype-In-Telefonnummer. Was hat es damit auf sich?
Die nebenstehende Nummer ist eine ganz normale Festnetznummer in Schwerin. Jeder Anruf kostet soviel, wenig oder gar nichts (abhängig vom Tarif) wie jeder andere Anruf in das Schweriner Festnetz. Der Clou ist aber, dass alle Anrufe an diese Nummer an meinen Skype-Account weitergeleitet werden. Bin ich mit Skype online, hat man mich sofort an der Strippe, bin ich offline oder gerade besetzt, wird der Anruf an mein Handy hier China weitergeleitet. Für den Anrufer entstehen keinerlei weitere Kosten. Ist auch mein Handy nicht empfangsbereit, meldet sich mein Skype-Anrufbeantworter und erwartet eure Nachricht. Ich rufe dann sofort zurück. Also, wer Lust hat rufe mich gern an. Aber bedenkt bitte den Zeitunterschied von 6 Studen.

26 Mai 2006

Männer-/Herrentag in Wuhan

Zur "Feier" des gestrigen Tages hatte ich mich mit meinem Kollegen Albrecht im "Good Wood Caffee" verabredet, um zusammen zu Abend zu essen. Ich brauch es wohl fast nicht mehr zu erwähnen, dass es sich hier preiswert Leben lässt. Für 4 Euro habe ich eine wirklich gute Pizza und ein Bier bekommen. Als wir gerade mit Essen fertig waren, klingelte Albrecht sein Handy. Zwei Kollegen aus unserem Team fragten an, ob wir nicht Lust hätten ins "Club Cafe International" zu kommen. Na klar hatten wir. Und los gings. Wieder eine der beliebten Taxi-Fahrten über die Brücke Nr. 2 und wir waren wieder im Stadtteil Hankou. Hier gibt man dem Taxifahrer am besten eine Visitenkarte der Lokalität, die man besuchen möchte. So kann man sich doch sicher sein, dass man am Ziel seiner Wünsche ankommt. Das "Cafe Cafe International" wurde vor ca. 5 1/2 Jahren vom Niederländer Jos eröffnet, um den immer mehr werdenden westlichen Monteuren und Ingenieuren einen Treffpunkt zu bieten. Nach seiner Aussage war es völlig unkompliziert und ging in kürzester Zeit über die Bühne. Nach seiner Überzeugung wär das in der Niederlande und Deutschland nicht möglich gewesen. Jos "over-organizised und to many rules". Wir hatten ein volles Restaurant mit einen Haufen biertrinkender deutschen Männern erwartet. Aber weit gefehlt. Außer unseren beiden Kollegen, die uns angerufen hatten, waren nur noch drei, vier andere Gäste da. Also haben wir uns nicht lange aufgehalten und uns per Taxi auf den Weg ins "York" gemacht, natürlich nicht ohne dass ich mir vorher von Jos die obligatorische Visitenkarte als persönliches Navigationssystem für den nächsten Besuch habe geben lassen. Auch das "York" ist ein Treffpunkt für internationale Gäste. Allerding findet hier alles im Freien statt, was ja auch bei den gegenwärtigen Temperaturen hier viel angenehmer ist. Hier habe ich wieder ein Beispiel dafür erlebt, wie weltoffen und wißbergierig die chinesische Jugend ist. Die junge chinesische Kellnerin, die uns am runden Tresen bediente, sprach ein sehr gutes Englisch und hat in zwei Minuten mindestens 10 Worte deutsch (und drei Worte Russisch) von uns gelernt, dass sie gleich an den anderen Gästen an den Mann brachte. Sie erzählte uns auch ein wenig über ihre Familie, dass sie ein Einzelkind sei und damit der Familienstammbaum mit ihrer Geburt zu Ende ist. Ihr Vater kann sich jetzt noch nicht damit abfinden, dass das einzige geborene Kind ausgerechnet ein Mädchen war. Die Ehe ihrer Eltern ist aus diesem Grund so gut wie gescheitert. Nach ihren Worten sind solche Ergebnisse der proklamierten Ein-Kind-Ehe gegenwärtig in Cina sehr verbreitet.
Es war insgesamt ein entspannter Abend, den man nach 10 Stunden im Büro einfach mal braucht. Und so haben wir auch im fernen China unseren Männer(Ost)- bzw Herrentag(West) mit ein paar Bier im chinesischen Biergarten begangen.

24 Mai 2006

Warum hatte ich keinen Fotoapparat dabei?

Leider ist meine gute Fuji FinePix etwas zu groß, als dass ich sie in der Hosentasche ständig mit mir herumtragen kann. Heute morgen, als wir auf unseren Bus warteten, der uns ins Büro bringt, spielte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Szene ab, die mit Sicherheit ein Foto wert gewesen wäre. Aus einem der in Unmengen vorhanden und sich im Erdgeschoß der meisten Häuser befindlichen kleinen Geschäfte, Kioske oder Handwerksbetriebe trat eine Frau mit einem Wassertopf, hockte sich in der typischen chinesischen Hockhaltung, bei der mir schon beim Hinsehen meine angeknackste Hüfte schmerzt, an den Gehwegrand und putzte sich seelenruhig die Zähne, wobei sie das Wasser, mit dem sie ihren Mund ausspülte, fröhlich in die Gosse spuckte. Nachdem sie ihre öffentliche Morgentoilette abgeschlossen hatte, wurde sie von einem Jungen, wahrscheinlich ihrem Sohn, abgelöst, der sich in der gleichen Weise gründlich die Zähne putzte. Und das alles an einer stark befahrenen Straße mit dem typischen chinesischem Verkehr, über den ich mich in einem anderen Beitrag auslassen werde.
Das für heute geplante Ess-Experiment mit dem vermeintlichen chinesischen dunklen Brot musste heute ausfallen. Heute war es so heiß und schwül, dass jeder zusätzliche Schritt in einem Schweißbad geendet hätte. Und dann noch in die heiße Bäckerei - das musste nicht sein. Wird der nächste Versuch, sich mit original chinesischen Delikatessen anzufreunden halt auf den nächsten nicht ganz so heißen Tag verschoben.
Im Moment regnet es leicht, wobei allerdings für morgen "Tonnen von Regen" vorhergesagt werden, bei dem auch ein Regenschirm nichts nützt, da der Regen von allen Seiten kommen soll. Kommt auf einen Versuch an!

23 Mai 2006

Nur Reis und Hund?

Heute ein paar Worte über das Essen hier in Zentralchina, d.h. soweit ich nach knapp einer Woche schon dazu aussagefähig bin. Grundsätzlich erstmal: als Europäer braucht man sich, wenn man dazu nicht gewillt ist, nicht großartig umzustellen. In dem Supermarkt gegenüber unserer Unterkunft gibt es ein äußerst vielfältiges Angebot. Sicher ist manches etwas ungewohnt für europäische Augen und Nasen. Fleisch wird zum Beispiel wie in einer Krabbelbox angeboten, so wie bei uns beim Ausverkauf von T-Shirts. Auch sucht man "richtiges" Brot vergebens. Um mich der chinesischen Küche etwas anzunähern - wohlgermerkt, ich meine die originale, alltägliche chinesische Küche, nicht das, was uns in Deutschland oft als original chinesisch angeboten wird - habe ich mir gestern ein paar Würstchen gekauft, die unseren Bockwürsten zum verwechseln ähnlich sahen. Nachdem ich sie heute heiß gemacht habe, konnte ich mich doch nicht überwinden, den abgebissenen Happen hinunter zu schlucken. So ungewohnt war der Geschmack. Der erste Versuch ist also gescheitert. Aber nichtsdestotrotz, das Obstangebot ist reichlich, vielfältig und für unsere Verhältnisse sehr preiswert. Im großen Metro-Supermarkt, keine 10 Taximinuten entfernt, gibt es so etwas wie eine "europäische Ecke" mit Salami aus Italien, Müsli aus Deutschland und Käse aus den Niederlanden und viel mehr Waren aus vornehmlich Mittel- und Westeuropa. Natürlich ist ein Restaurantbesuch auch möglich, hier reicht das Angebot von belgisch, italienisch, deutsch bis hin zu mexikanisch. Und dann haben ja auch McDonalds, Kentucky Fried Chicken und Pizza Hut nicht vor der Großen Mauer halt gemacht.
Auf meinem Abendspaziergang, von dem ich gerade zurückgekommen bin, habe ich bewusst den Weg durch einige Seitenstraßen genommen. 19:45 Uhr war es zwar schon dunkel, aber bei noch immer 29 Grad saßen überall Chinesen auf dem Bürgersteig, schwatzten und genossen den Abend. Den Geruch, der einem in diesen Seitenstraßen um die Nase zieht, würde ich nicht exotisch nennen. Überall werden die Woks geschwengt und es gibt mit Sicherheit original chinesisches Essen. In einer Bäckerei oder Konditorei habe ich eine Art große Brötchen, die mit Körnern bestreut waren, gefunden. Hocherfreut habe ich zugegriffen, dann stellte ich fest, dass es ein etwas süssliches Brötchen mit Sultaninen ist. Kann man aber Essen. Beim Hinausgehen sah ich in der Auslage sogar eine Art dunkles Brot. Wird morgen pobiert.
Und wie sieht es mit Hund aus. Ich habe noch keinen aufgespießten Hund gesehen. Was es mit dem sich hartnäckig haltenden Gerücht auf sich hat, hier werden täglich Hunde verspeist, werde ich noch aufklären.
Eine mit dem Essen im Zusammenhang stehende Angegelegenheit kann ich mir nicht verkneifen anzusprechen. Die Toiletten. In unserem Office gibt es nur original asiatische. Es hilft also nichts, ich muss meinen Körper so trainieren, dass ich den Drang nach dem großen Geschäft nur morgens, abends und am Wochenende verspüre. In unseren Appartement können wir "normal".

21 Mai 2006

Ein Haufen neuer Eindrücke

Ich kann eigentlich sagen, dass ich in Vorbereitung meines China-Einsatzen versucht habe, mich so gut wie möglich über das aktuelle Leben in China zu informieren. Es gibt ja eine Fülle von Web-Seiten, sowohl offizielle als auch private, die einen mit derartigen Informationen versorgen. Wenn du dann aber hier bist und zum Beispiel das erste Mal mit einem Taxi fährst, haut es dich um. Nach drei Tagen möchte ich fast sagen, dass kein Bericht, den ich gelesen habe übertrieben war, im Gegenteil.
Ein gutes Beispiel für die Gegensätze, denen man hier auf Schritt und Tritt begenet, erlebte ich gestern. Mit einem Kollegen besuchte ich den Stadteil Hankou am gegenüberliegenden Ufer des Yangtze. Dort sind die Chinesen dabei, eine riesig lange Uferpromenade zu errichten, von der schon ungefähr 10 km ferig sind. Bevor wir allerdings zum Eingang dieser Promenade fanden sind wir hinter dem Fischmarkt über einen, wie soll ich sagen, Tiermarkt gegangen. Dort werden Haustiere gehandelt. Hunde, Katzen, Schildkröten, Fische, Vögel und vieles andere Kleingetier. In manchen Aquarien wimmelte es so von Getier, dass man beim besten Willen nicht erkennen konnte, um was für Viehzeug es sich handelte. Nur ein flauschiges Wogen. Ich glaube, so wurden hier schon seit Jahrhunderten Tiere an den Mann gebracht. Hier wurden natürlich nicht nur Tiere gehandelt. Es hatte auch stark etwas von Trödelmarkt. Und das alles fand unter einem riesiegen Zeltdach bei schummriger Beleuchtung und entsprechenden Gerüchen statt. Ein einmaliges Erlebnis.
Danach dann noch einige hundert Meter auf der Uferpromenade mit ihren gigantischen Ausmaßen. Hier frönten viele Chinesen ihren Hobby und ließen ihre bunten, lebensfrohen Drachen in den Himmel steigen. Die Sonne knallte aber so auf den Planeten, dass wir uns entschlossen, schattigere Straßen zu suchen. Wir landeten auf einer Einkaufsstraße, natürlich mit gigantischer Länge, die im Jahr 2000 eröffnet wurde. Hier reiht sich ein "Designer-Laden" an den anderen. Nur Markenware, Nike, Adidas, italienische, französische und alle bekannten Marken, die man in Westeuropa auch kennt. Ich bin kein Qualitätsexperte, aber wenn es auch alles oder in der Mehrzahl Plagiate waren (darüber will ich kein Urteil ablegen), die Qualität war für unsere Begriffe sehr gut.
Ich glaube, die meisten Mitteleuropäer, und nicht nur die, sind völlig ahnungslos, was hier abgeht. Eine boomende Bauwirtschaft, an allen Ecken und Enden stehen riesige Kräne. Ein dem Westen in nichts nachstehendes Warenangebot und ich denke, eine Arbeitsmoral, von der noch Einiges zu erwarten sein wird. Sicher partizipiert gegenwärtig nur ein geringer Prozentsatz von Chinesen an diesem Boom. Trotzdem fragt man sich schon nach drei Tagen, wieso in Deutschland gestreikt wird, wenn in der Woche mehr als 38 Stunden gearbeitet werden soll. Hier gibt es für viele Menschen keinen Samstag und keinen Sonntag. Auf der Baustelle vor meinen Appartement wurde das Wochenende durch gearbeitet. Und das waren bestimmt die Arbeiter, die hier schon von Montag bis Freitag gearbeitet haben.

NDR2 - und das Leben beginnt

Gut, dass es das Internet gibt. Nun kann ich hier in Wuhan, tausende Meilen von zu Hause, sogar NDR2 hören. Und das in einer annehmbaren Qualität, wenn ich bedenke, was ich hier für eine langsame Verbindung habe. Übrigens, was habt ihr denn für ein besch.... Wetter in Norddeutschland? Soll ich euch ein paar Grad abgeben?

Wo bin ich?

eDie Riesenstadt Wuhan, offiziell mit 7.491,900 Einwohnern, wird durch den Yangtze in drei Teile geteilt. Am westlichen Ufer des Yangtze liegen Hankou und Hanyang, am östlichen Ufer liegt Wuchang. Meine Unterkunft befindet sich in der Zhongnan Road im Stadtteil Wuchang. Die Zhongnan Road ist sozusagen die Hauptstraße mit Unmengen von Geschäfte, Banken, öffentlichen Einrichtungen und Wohnhäusern. Unsere Appartements befinden sich im Gebäude "Pengcheng Epoch", einem 30-stöckigen Wolkenkratzer. Aus meinem Appartement in der 24. Etage kann ich bei guter Sicht bis zum East-Lake sehen, einem See mit vielen Freizeitangeboten. Mein Appartement ist ca. 40 qm groß und besteht aus Schlafzimmer, kleiner Küche, "Wohnzimmer" und Dusche/Toilette. Schlafzimmer und Wohnzimmer sind mit Klimaanlage ausgerüstet. Diese versuche ich aber so wenig wie möglich zu benutzen, um irgendwelchen Erkältungen vorzubeugen. In unmittelbarer Nähe findet man alles, was man zum täglichen Leben braucht, Supermarkt, Kaufhaus, Restaurants (eines, das "Good Wood Cafe" direkt im Haus) und wenn es einem überkommt, ist McDonalds und KFC auch gleich gegenüber. Ich muss also allen Zweiflern den Wind aus den Segeln nehmen, hier lässt es vernünftig leben und man braucht, sofern man nicht will, seine europäischen Essgewohnheiten nicht zu ändern. Das Wetter ist natürlich ganz anders als im heimischen Schwerin, zur Zeit sehr heiß und diesig. Da es hier keine Sommerzeit gibt, war es für mich sehr ungewöhnlich, dass es gegen 19:30 Uhr schon dunkel wird und trotzdem noch die Hitzeglocke über der Stadt hängt. Soweit zu meinen neuen Lebensumständen. Was ich für erste Eindrücke im Reich der Mitte hatte und wie der erste freie Tag hier in Wuhan verlief im nächsten Beitrag. Jetzt brühe ich mir erstmal einen deutschen Kaffe auf und probiere den chinesischen Kuchen, den es für fast nichts gibt.

20 Mai 2006

Überlistet

Hurra, ich hab's geschafft und die Mechanismen, die es mir nicht gestatten, aus China meinen Blog anzusehen, überlistet. Es gibt doch eine Möglichkeit und die vier oder fünf Versuche, bei anderen Anbietern einen neuen Blog einzurichten waren sinnlos und verschwendete Zeit. Also, es geht hier weiter.
Da heute ein ziemlich stressiger und hitziger Tag war, werde ich mir morgen, am Sonntag, Zeit nehmen und etwas ausführlicher über meine ersten drei Tage in Wuhan erzählen.

Probleme mit dem Blog

Hallo liebe Blogleser. Mit meinem Blog gibt es folgendes Problem: Hier in China kann ich zwar neue Einträge erstellen und veröffentlichen, ich kann aber meinen Blog selbst nicht aufrufen, d.h. ich kann nicht sehen, wie er sich meinen Lesern darstellt. Ich schreibe sozusagen blind. Ich habe viele andere Möglichkeiten zur Blogveröffentlichung ausprobiert, aber die auf blogger.com gefällt mir doch am besten. Deshalb werde ich also versuchen, Euch mit den neuesten Infos aus China versorgen, auch wenn ich nicht selbst sehen kann, wie der eingestellte Beitrag letzlich aussieht. Also seid gespannt auf die nächsten Beiträge.

17 Mai 2006

Hoch über den Wolken

Ich sitze nun in der Boeing 767-300 der Austrian Airlines von Wien nach Peking und versuche, meine Gedanken zu sortieren. Mit meiner Frau Marion und meiner Tochter Christin hatte ich heute noch einen angenehmen Tag in Berlin. Die zwei wichtigen Dinge, die es zu erledigen galt (Pass und Ticket abholen, Auto zur Firma bringen) gingen ohne Probleme über die Runden. Nachdem wir nochmal "richtig deutsch" gegessen und uns ein Eis gegönnt hatten ging es dann zum Flughafen. Nach dem Cappucino in einem der Flughafencafes haben wir uns kurz, aber nicht minder herzlich verabschiedet. Die Sicherheitskontrolle auf dem Flufhafen in Berlin verlief ohne Probleme. Dumm war nur, dass ich in Berlin und auch in Wien meinen Laptop aus der Tasche nehmen musste und ich jedesmal mit dem anschließenden Kabelsalat kämpfen musste. Die erste Lektion habe ich also schon gelernt: Packe dein Laptopzubehör einschließlich aller Kabel getrennt vom Rechner. Bis jetzt läuft also alles bestens. Ich habe einen Gangplatz in der mittleren Sitzreihe und der mittlere Platz ist nicht besetzt. Im Bordprogramm laufen ganz gute Filme. Ich werde mir "Brokeback Mountain" ansehen. Einem angenehmen Flug steht also nichts im Wege.

Peking Airport

Nach zwei, drei Warterunden bin ich recht pünktlich in Peking gelandet. Die Hauptstadt empfängt mich mit dunstiger Sicht und warmen 20 Grad. Was mir als erstes nach dem unkomplizierten Check-In auffällt ist der Heidenlärm, den die vielen Menschen veranstalten. Und Yippie-Yeah, der erstbeste Geldautomat hat meine Mastercard akzepiert. Nun habe ich erstmal 2000 Yuan in der Tasche und bin hoffentlich für alle kommenden Widrigkeiten gewappnet. Der Empfang des Gepäcks und das Wiedereinchecken für den Inlandsflug nach Wuhan hat sich als leichte Aufgabe erwiesen. Nächste gelernte Lektion (obwohl man diese ja immer im Hinterkopf hat und blos nicht wahr haben will): Jeder Euro für einen chicken und eleganten Reisetrolley ist rausgeschmissenes Geld. Die Hauptsache robust und man sieht ihm nicht gleich jeden Stoß oder Kratzer an. Mein nagelneuer Trolley sah auf dem Gepäckkaussel jedenfalls aus wie schon zehnmal benutzt. Und eine angelesene Aussage beweist sich sofort, wenn man einen Sitzplatz in der Wartezone ergattert hat: Jeder Chinese hat mindestens ein Handy und telefoniert lautstark mit den anderen um die Wette. Ich glaube, Handy-Telefonate können hier nicht die Welt kosten.

15 Mai 2006

Der Koffer ist gepackt!

Es gibt kein zurück mehr. Der Koffer ist gepackt, die wichtigsten Verwandten und Freunde sind angerufen, nur der Abschiedsrotwein muss noch getrunken werden. Aber die Flasche wird gleich entkorkt.
Heute habe ich mit meinem zukünftigen Projektleiter über Skype (Schön, dass es Skype gibt!) noch kurz die Formalitäten nach meiner Ankunft in Wuhan geregelt. Ich denke, es wird alles klappen. Meine einzige Sorge ist, dass die chinesischen Geldautomaten vielleicht nicht meine Kreditkarten mögen. Aber ich habe drei Unterschiedliche und mit einer werden es die Chinesen wohl gut meinen.
Morgen werden mich meine liebe Frau und meine Tochter nach Berlin begleiten. Ich werde mein Pass, Visum und Flugticket abholen, das Firmenauto in die Tiefgarage unserer Firma stellen und mit meinen zwei Frauen noch einmal typisch deutsch (oder auch italienisch) Essen gehen. Dann wird zwangsläufig der Abschied auf dem Flughafen Tegel kommen, vor dem mir doch etwas graut. Aber da muss ich durch.
Ich hoffe, dass ich in Wuhan so schnell wie möglich Zugriff zum Internet bekomme. Meinen nächsten Blog verfasse ich dann in China. Bis bald!

12 Mai 2006

Der Countdown läuft

Gestern habe ich meine Flugdaten erhalten. Am 16. Mai um 17.50 Uhr startet mein Flugzeug in Berlin und es geht über Wien und Peking nach Wuhan. Am 17. Mai um 17:20 Uhr werde ich in Wuhan landen. Wenn ich die 6 Stunden Zeitdifferenz berücksichtige, dauert der Flug 18 Stunden. In Peking werde ich mehrere Stunden Aufenthalt haben.
Die letzten Absprachen gestern mit meiner Firma sind zufrieden stellend verlaufen und ich denke, beide Seiten können mit dem Ergebnis zufrieden sein. Nun geht es daran, ans Packen zu denken. Was muss ich unbedingt mitnehmen, was kann hier bleiben, weil es in Wuhan viel preiswerter zu haben ist?
Die letzten Tage und Stunden zu Hause werde ich auch dazu nutzen müssen, alle technischen Geräte auf Vordermann zu bringen, damit meine Daheimgebliebenen keine Probleme bekommen. Der "worst case" wäre der Ausfall der Internetverbindung, dann würde nur noch das Telefon zur Kommunikation zur Verfügung stehen. Was steht noch auf meiner Erledigungsliste? Passbilder anfertigen, Medikamente für die Reiseapotheke besorgen, Bücher zum mitnehmen auswählen, Laptop für den Einsatz in China vorbereiten, bei meinen Verwandten und Bekannten abmelden, .......

10 Mai 2006

Weiche Knie

Seit mehreren Monaten versuche ich mich mental darauf vorzubereiten, seit Ende März wird konkret darüber gesprochen, aber wenn dann doch der exakte Termin festgelegt wird, bekomme ich weiche Knie und werde mir der Tragweite meiner Entscheidung wieder bewusst. Also kurz und gut, Anfang nächster Woche soll es losgehen. Voraussetzung dafür ist natürlich das Visum und dass alle offenen Probleme mit meiner Firma geklärt sind. Ich denke, da gibt es noch einiges zu tun.
Die bisherigen Kontakte mit meinen zukünftigen Kollegen haben mir schon etwas Klarheit über mein zukünftiges Lebensumfeld in China gegeben.
Das gegenwärtig phantastische Frühlingswetter in Schwerin macht es mir auch nicht gerade leicht von hier zu verschwinden. Nach den einschlägigen Wetterseiten im Web wird es wohl in Wuhan "etwas" wärmer sein.

07 Mai 2006

Ein excellenter Podcast

Die nach Meiner Meinung sinnvollste Möglichkeit, sich während einer Autofahrt die Zeit zu vertreiben ist das Hören von Podcasts. Meine Favoriten sind die Podcasts des Center for Educational Development (www.eslpod.com). ESL bedeutet hier English as a Second Language. In diesen Podcasts wird ein englischer Text oder ein Dialog erst in langsamer, sehr gut verständlicher Sprache dargeboten. Danach wird der Text ausführlich erläutert und auf mögliche Probleme hingewiesen. Am Ende des Podcasts ist der Text noch einmal mit natürlicher Sprechgeschwindigkeit zu hören. Inzwischen sind schon über 150 Folgen produziert worden, von denen ich keine verpasst habe. Ich denke, dass das Hören dieser Podcasts viel zur Verbesserung meiner Englischkenntnisse beigetragen hat.
Natürlich ist das Hören von Podcasts nicht die einzige Option, die ich nutze. Neun Monate war ich wöchentlich zum Englischtraining bei einer in London geborenen, jetz in Berlin lebenden Freiberuflerin. Diese Konversation und die zwischen den Treffen erledigten Übungsaufgaben waren sehr nützlich für das freie Sprechen.
Last but not least lese ich englische Fachartikel und natürlich die Tagebucheintragungen auf der Homepage meiner Tochter.

04 Mai 2006

Kontaktaufnahme

Heute hatte ich das erste mal ein relativ langes Skype-Gespräch mit einem zukünftigen Kollegen in Wuhan. Ich war sehr froh, dass er sich ein paar Minuten Zeit genommen hat und mir die ersten interessanten Hinweise zu meinem hoffentlich bald beginnenden Aufenthalt in Wuhan gegeben hat. Zum einem muss ich wiederholt feststellen, dass Skype eine ganz wundervolle Sache ist und (fast) zum Nulltarif unkomplizierte Kontaktaufnahmen über Kontinente hinweg ermöglicht. Zum anderen ist es natürlich ein beruhigendes Gefühl, wenn mann weiss, dass ein Gespräch mit den Angehörigen, Freunden oder Kollegen in Deutschland nur einen Mausklick entfernt ist. Ich erfuhr unter anderem, dass in ganz China diese Woche Frühlingsferien sind und sich deshalb kaum Fortschritte bei der Bearbeitung der meine Einreise betreffenden Formalitäten ergeben werden.
Morgen holen wir unsere Tochter Christin vom Flughafen in Hamburg ab. Sie hat ihr sechstes Semester an der Marshall University in Huntington nun hinter sich und ist für knapp drei Monate zu Hause. Da bin ich - trotz aller Spannung auf China - natürlich für jeden Tag dankbar, den ich mit Ihr zusammen sein kann.
Ich werde die Tage bis zu meinem Abflug nutzen, um intensiv an der Vervollkommnung meiner Englischkentnisse zu arbeiten. Welchen Weg ich dabei gehe und was für Hilfsmittel ich dabei verwende werde ich im nächsten Blog beschreiben.

02 Mai 2006

Es zieht sich hin

Es gibt nichts Neues zum China-Einsatz. Der chinesische Auftraggeber braucht seine Zeit, um unsere Unterlagen zu prüfen. Die Mutmaßungen der Kollegen gehen von "Sie werden noch den ganzen Mai in Deutschland sein" bis "Es kann schon Ende nächster Woche losgehen". Ich denke, irgendwo dazwischen wird die Wahrheit liegen.
Derweil bin ich bemüht vor allem meinen Englisch-Sprachschatz im technischen Bereich zu vervollkommnen. Der kleine Fachenglisch-Kurs heute in unserem Firmensitz in Berlin hat gute Grundlagen für eine weitere Vertiefung geschaffen.
In Schwerin zieht nun auch endlich der Frühling ein. Es ist unüberhörbar, aus allen Ecken und Enden unserer Wohnsiedlung hört man das penetrante Geräusch der Rasenmäher.