Bimbo's Blog

27 Februar 2010

Der erste Samstag in Südafrika

Für den ersten Samstag in Johannesburg hatte ich mir vorgenommen, mir das Zentrum von Johannesburg anzuschauen. Davon riet mir aber mein Kollege, der schon seit 2006 mit seiner Frau hier lebt, ab. Es sei einfach zu gefährlich sich allein im "alten" Zentrum von Johannesburg zu bewegen. Stattdessen riet er mir, nach Sandton zu fahren, mir das Sandton City-Center und den Nelson-Mandela-Platz anzuschauen. Das Sandton City-Center ist die grösste Mall Südafrikas und auch demtentsprechend stark besucht. Auf den Punkt gebracht kann ich sagen, dass das Sandton City-Center sich nicht wesentlich von anderen riesigen Einkaufstempeln in anderen Teilen der Welt, sei es in Berlin, New York oder Peking, unterscheidet. Bis auf wenige Ausnahmen die gleichen Marken, die gleiche Werbung und natürlich das gleiche Gedränge an einem Samstagvormittag. Und wieder ist mir bei einer kleinen Verschnaufpause folgendes aufgefallen: In dem Cafe saßen ca. 80% Gäste mit weißer Hautfarbe und die Bedienung besteht wie in jedem Restaurant, das ich bisher besucht habe, aus Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Beindruckend war für mich darüberhinaus nur die überlebensgroße Statue von Nelson Mandela auf einem Platz vor dem Konsumtempel.
Nach einer kurzen Kaffeepause in meinem Hotelzimmer wollte ich in der zweiten Hälfte des Samstages einen öffentlichen Park besuchen. Also befragte ich das zum Auto gehörende Navigationsgerät. Ok, in 5 km Entfernung soll sich der Mill Hill Park befinden. Leider versteht wohl das Navi etwas anderes von einem Park als ich. Beim Mill Hill Park handelte es sich um eine größere Wiese mit ein paar Bäumen und einigen Spielgeräten für Kinder. Sicher war er schön anzusehen und wurde von den in den umliegenden Grundstücken wohnenden Hundebesitzern fleißig dazu genutzt, um ihren Vierbeinern ihr Geschäft verrichten zu lassen (natürlich mit einer Plastiktüte bewaffnet, um das "Geschäft" einzusammeln). Der kleine Park hatte nur einen Nachteil, er war eigentlich nicht öffentlich, sondern befand sich in einem abgeschlossenen Wohngebiet, das vollkommen eingezäunt war und nur durch einen mit Schranken gesicherten Kontrollpunkt betreten bzw. befahren werden konnte. Zusätzlich sind die meisten der Grundstücke innerhalb der Siedlung noch wie Festungen mit hohen Zäunen bzw. Mauern auf denen noch zusätzlich Hochspannung führende Drähte gespannt sind, gesichert. Und natürlich wohnen in einer solchen Siedlung ausschließlich Menschen mit weißer Hautfarbe. Beim Ausfahren aus der Siedlung kam mir in den Sinn, dass hier eigentlich die Weißen, wenn auch in luxuriösen, aber dennoch in Ghettos wohnen.
Auf dem Weg zurück ins Hotel erlaubte ich mir einen größeren Umweg für ca. 5 Kilometer aus der Stadt heraus. Und da waren sie, die Wellblechhütten, in denen die schwarzen Bürger Südafrikas zusammengepfercht wohnen. (siehe hier)
Nach 6 Tagen in Südafrika kann ich sicher kein faires Urteil abgeben, aber meine ersten Eindrücke sind mehr als widersprüchlich. Füßgänger außerhalb des Zentrums sind zu 99% Schwarze. Autofahrer in Pkw's: zu 90% weiß. Im Hotel Bedienung und Zimmerservice: Schwarz. In den Minibussen: 100% Schwarze. Servicekräfte an den Tankstellen: 100% Schwarze. Im Restaurant, an den Tischen 90% Weiße, Bedienung 100% Schwarze. Im Supermarkt Kunden 90% Weiße, Service-Personal 100% Schwarz. Sicher kann man argumentieren, dass das alles doch zeigt, dass der Staat bemüht ist, den Schwarzen Arbeit zu geben. Mit Sicherheit hat Südafrika noch einen langen, Generationen dauernden Weg zu gehen, um eine wirklich gleichberechtigte Gesellschaft zu formen und zu entwickeln.

Labels:

22 Februar 2010

Vom tiefen Winter in den warmen Sommer

In meinem letzten Beitrag habe ich noch vom neuen Anfang in Ulaanbaatar geschrieben. Aber es ist alles ganz anders gekommen. Paradoxerweise kam ich gerade aus Peking nach Ulaanbaatar zurück, wo ich mein Visum für die Mongolei verlängert habe, als mir schon unser Fahrer auf dem Weg vom Flughafen zum Apartment signalisierte, dass es Probleme mit dem Projekt gibt. Also lange Rede, kurzer Sinn: Die mongolische Seite hat kurzerhand das Projekt unterbrochen, weil es politische Probleme gibt. Bis Mitte Februar mussten alle ausländischen Berater die Büroräume verlassen. Zwar sprechen die Mongolen davon, dass es im Juli weiter gehen soll, aber falls das wirklich geschieht, werden dann natürlich alle Kollegen in anderen Projekten eingesetzt sein. Für mich ist das Kapitel Mongolei abgeschlossen. Sechs Monate in eisiger Kälte in einer nicht gerade schönen Stadt (vorsichtig ausgedrückt) sind genug. Nach einem kurzem Aufenthalt in China hat sich dann ein Einsatz in Südafrika abgezeichnet und ist schließlich auch Realität geworden.
Über Hongkong, wo ich den 12-stündigen Aufenthalt für eine kleine Sightseeing-Tour genutzt habe, ging es dann in einem 13,5-stündigen Marathon-Flug nach Johannesburg. Und hier empfing mich heute der Sommer! Es ist wirklich schwer vorstellbar, vor zehn Tagen noch mit Wollmütze und dick eingepackt bei Minus 35 Grad ins Büro gelaufen und heute Abend bei angenehmen 22 Grad im Freien zu Abend gegessen.
Hier ohne jede Wertung, was mir hier in Südafrika am ersten Tag besonders aufgefallen ist:
Das Verhältnis von Menschen mit weißer und schwarzer Hautfarbe hat mich überrascht. Ich hätte viel mehr Schwarze erwartet.
Ist uns auf dem Weg vom Flughafen ein Lieferwagen oder anderer Transporter begegnet, saß in acht von zehn Fällen ein weißer Mann im Fahrerhaus und auf der Ladefläche saßen viele Schwarze.
In dem Stadtteil, in dem sich mein kleines Hotel befindet, gibt es ein relativ neues Einkaufszentrum, dessen Architektur und Sauberkeit mich ehrlich verblüfft haben.
In den Restaurant, in dem ich mit dem Branch-Leader von DB International und seiner Frau zu Abend gegessen habe saßen nur weiße, die Bedienung war schwarz.
Und zu guter letzt - in keinem Land hatte ich bisher Probleme mit meiner DKB-Kreditkarte Bargeld zu bekommen. Hier verweigern die Automaten reihenweise die Herausgabe von Bargeld.
Soweit die ersten Eindrücke von der südlichen Halbkugel - in Kürze mehr.

Labels: