Bimbo's Blog

26 September 2010

Nur eines werde ich vermissen......

Meine Zeit hier in Johannesburg neigt sich dem Ende entgegen. In etwas mehr als zwei Wochen werde ich wohl das letzte Mal hier ein Flugzeug besteigen. Ok, man sollte niemals "nie" sagen, aber ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass ich hier noch einmal arbeiten werde. Wenn ich das vergangenen halbe Jahr zurück blicke und darüber nachdenke, was mir fehlen wird, dann fällt mir auf Anhieb nur das phantastische Wetter ein. Auch im (südafrikanischen) Winter angenehme Temperaturen und das vor allem von einer ungeheuren Beständigkeit. Seitdem ich am 23. August wieder hier angekommen bin, ist kein Tag ohne blauen Himmel und strahlendem Sonnenschein vergangen. Die sonstigen Lebensumstände waren nicht von der Art, als dass sie mich zum Hierbleiben bewegen könnten. An die in meinen Augen extreme Trennung zwischen weißer und nichtweißer Bevölkerung konnte ich mich nie gewöhnen. Es grenzt an ein Wunder, einen weißen Südafrikaner außerhalb der mit Elektrozäunen gesicherten Wohnanlagen oder außerhalb einer Shopping-Mall bzw. eines Einkaufszentrums zu sehen. Weiße Fußgänger außerhalb dieser gesicherten Zonen gibt es praktisch nicht. Und wenn ich den Worten meines Niederlassungsleiters trauen kann, dann ist dieses Sicherheitsverhalten mehr als angemessen. Immer wieder warnte er uns davor, nicht zu Fuß irgendwohin zu gehen.
Das vorletzte Wochenende hier in Johannesburg habe ich mit meinem französischem Kollegen gestern das "Oriental Plaza", ein Einkaufszentrum, das fest in indischer bzw. asiatischer Hand ist, und heute den Johannesburger Zoo besucht. Obwohl diese PLätze unterschiedlicher nicht sein können, hatten sie doch etwas gemeinsames. An beiden Orten waren Menschen mit wirklich allen unterschiedlichen Hautfarben und ethnischer Herkunft, die hier in Johannesburg leben, versammelt. Neben schwarzen Bewohnern waren vor allem Bewohner indischer bzw. asiatischer Abstammung unterwegs. Eigentlich hatte ich mir es so immer vorgestellt. Alle Bewohner ungeachtet ihrer Hautfarbe leben in einer großen Gemeinschaft zusammen. Aber da geht wohl meine Naivität mit mir durch. Die Realität sieht eben im Alltag ganz anders aus. Ich glaube, dass noch Jahrzehnte vergehen werden, bis hier in Südafrika eine wirkliche Gleichberechtigung zwischen den Rassen besteht. Und es gibt meiner Meinung nur einen Weg dahin, gleiche Bildungschancen für alle und einen Arbeitsplätze für jeden, der arbeiten will.

07 September 2010

Ich lebe noch!

Hallo, liebe Leser meines Blogs. Ja, es gibt mich noch und ich bin noch immer in Südafrika. Die letzten drei Monate waren für mich recht anstrendend, in privater und auch in beruflicher Hinsicht.
Einen zweiten Teil über meinen Aufenthalt in Durban zu schreiben ist wohl jetzt etwas zu spät. Nur soviel, während des WM-Spiels Deutschland-Australien herrschte eine tolle Atmosphäre und auch das neu erbaute Stadion hat mich beeindruckt. Eines werde ich auf jeden Fall nicht vergessen. Auf der Fahrt mit dem Taxi zum Stadion gemeinsam mit ein paar anderen Schlachtenbummlern war die erste Frage des Taxifahrers: "Und was machen wir mit den ganzen Stadien, wenn ihr alle wieder weg seid?" Diese Frage spiegelte eine unter den Südafrikanern weit verbreitete Unsicherheit wider, ob die Rieseninvestitionen in die Stadien überhaupt nachhaltig sind und ob sie nach der WM überhaupt so genutzt werden können, dass sie sich irgendwann mal bezahlt machen. Dazu muss man wissen, dass Fussball hier in Südafrika mitnichten eine Nationalsportart, wie zum Beispiel in Deutschland ist. Hier ist Rugby oder Cricket viel tiefer verwurzelt als Fussball und hat eine viel längere Tradition.
In den vergangenen drei Monaten habe ich mir auch einige Wochen Urlaub gegönnt, von denen ich eine in Hongkong verbracht habe. Wer Hongkong einmal erlebt hat wird mir sicher zustimmen, dass eine Woche viel zuwenig ist, um sich ein umfassenden Bild von dieser brodelnden Metropole zu machen. Was mich in der relativ kurzen Zeit aber am meisten beeindruckt hat, war die extreme Sauberkeit und dass man von jedem beliebigen Wolkenkratzer keine 3 Minuten braucht, um sich in einem kleinen oder auch etwas größeren äußerst gepflegten Park von der Sommerhitze zu erholen.
Seit mehr als zwei Wochen bin ich wieder zurück in Johannesburg und genieße (zumindest am Abend) das sehr angenehme Klima. Hier kündigt sich langsam der Sommer an und seitdem ich wieder hier bin gab es jeden Tag nur blauen Himmel und Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Es hat seit mehr als zwei Monaten nicht mehr geregnet und das Gras ist nur noch braun. Wie uns unsere südafrikanischen Kollegen sagen, wird es in Kürze zu regnen beginnen und innerhalb von einer Woche wird alles wieder grün sein. Das sehr angenehme Klima mit seiner niedrigen Luftfeuchtigkeit wäre sicherlich ein nicht zu unterschätzender Grund, sich hier für länger niederzulassen......Wenn nur nicht diese extreme Abschottung der weißen Wohngegenden von der Außenwelt wär. Ich fühle mich jedenfalls immer wie im goldenen Käfig. Die Wohnanlage, in der ich gegenwärtig mit einem französischen Kollegen ein Apartment bewohne ist attraktiv, sauber und sehr ruhig. Aber diese Wohnanlage zu Fuß zu verlassen liegt für seine Bewohner außerhalb jeder Vorstellungskraft. Als ich vor einigen Tagen mit meinem Kollegen zu Fuß in ein vielleicht 700 Meter entferntes Objekt mit mehreren Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten zum Abendessen aufgebrochen bin, ernteten wir von den Sicherheitsleuten am großen, mit einem Elektrozaun versehenen Stahlschiebetor nur ungläubige Blicke. Für mich ist Südafrika, oder zumindest Johannesburg, ein zutiefst gespaltenes Land, in dem "nicht-schwarze" Fussgänger nicht existieren.

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