Bimbo's Blog

31 August 2006

"Lost and Found"

Heute hat es mich also auch einmal erwischt. Auf dem Pekinger Flughafen wartete ich vergeblich auf meinen Koffer. Der Pappkarton mit den INGENO-Mitbringseln kam gleich als erstes aus der Luke. Dann nahm ich geschlagene 45 Minuten das Gepäck der anderen Mitreisenden in Augenschein. Ist schon interessant, was manche Menschen als Transportbehälter für ihre Reiseutensilien gebrauchen oder vielleicht sollte ich auch sagen mißbrauchen. Schließlich stand ich allein und verlassen am Gepäckkarussel und habe dann doch die Hoffnung aufgegeben, dass aus der Luke, aus der schon 15 Minuten nichts mehr hervorquoll doch noch mein Koffer kriecht. Also zum "Lost and Found"-Büro. Dort war ich erartungsgemäß nicht der Einzige, der sich mit den hübschen, unwahrscheinlich schnell Englisch sprechenden jungen Chinesinnen abmühte. Charmant wurde mir versprochen, dass mein verloren gegangenes Gepäckstück auf jeden Fall morgen direkt nach Wuhan in mein Appartement gebracht wird. Ich hoffe, die chinesischen Gepäckgötter halten sich an das Versprechen.

23 August 2006

Ein Tag auf dem Drahtesel

Ich glaube, heute habe ich eine Sauerstoffschock bekommen. Den ganzen Tag an der frischen Luft und mit dem Fahrrad unterwegs. Die Ostsseküste bietet sich dafür ja geradezu an. Sanfte Hügel, ein ziemlich gut ausgebautes Fahrradwegnetz und moderate Preise beim Fahrrad-Verleih. Und die Betonung liegt natürlich auf "frische Luft". Diese frische Meeresbrise ist mit der feuchten, heißen und dunstigen Luft in Wuhan überhaupt nicht zu vergleichen. Ich genieße jeden Atemzug.
Das Ostseebad Kühlungsborn ist auf jeden Fall ein paar Urlaubstage wert. Ich kann mich an einen Besuch erinnern, der über 10 oder vielleicht 15 Jahre zurück liegt. Die Bilder in meiner Erinnerung sind überhaupt nicht mit denen vergleichbar, die ich heute sehen konnte. Ein Erholungsort wie man ihn sich vorstellt. Viele Restaurants, gute Hotels, eine Top-Infrastruktur und alles sehr sauber und aufgeräumt. Ich denke, Kühlungsborn und die anderen Erholungsorte an der mecklenburg-vorpommerischen Ostseeküste können sich auf jeden Fall mit den Bädern an der schleswig-holsteinischen Ost- und Nordseeküste messen. Und sie ziehen dabei nicht unbedingt den Kürzeren.
Neben der schönen Fahrradtour hat dieser Tag mir auch noch einen schönen Muskelkater eingebracht und zwar auf dem Körperteil, auf dem man normalerweise sitzt. Aber trotzdem alles in allem ein schöner Urlaubstag.

22 August 2006

An der Ostsee ist es auch schön!

Nach fast einer Woche in Deutschland finde ich in unserer Pension in Kühlungsborn etwas Zeit, um mich wieder einmal zu Wort zu melden. Die ersten paar Tage wieder zu Hause waren angefüllt mit Wiedersehenstreffen und -feiern. Da war kaum Zeit, sich in Ruhe an den Computer zu setzen und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Nun sind Marion und ich für drei Tage nach Kühlungsborn gefahren, um so richtig auszuspannen und nur für uns da zu sein. An die Temperaturen habe ich mich schnell wieder gewöhnt. Es scheint fast, dass der Sommer hier in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Zügen liegt. Für mich ist es sehr angenehm. Kühle Nächte, in denen das Schlafzimmerfenster geöffnet sein kann und am Tage zwischen 20 und 25 Grad. Da schau ich natürlich voller Schadenfreude im Internet auf die Temperaturen, die zur Zeit immer noch in Wuhan herrschen. Gefühlte 52 Grad müssen nicht unbedingt sein. Aber es ist halt wie immer. Auch im Urlaub kommt man nicht von heute auf morgen von den Gedanken und Gefühlen, die einem vor dem Urlaub im Griff hatten, los. Ständig werden die Preise mit denen in Wuhan verglichen, beim Essen hat man oft ähnliche Speisen aus China im Hinterkopf. Ich denke, es ist gar nicht möglich, sich innerhalb von einer oder zwei Wochen von etwas gedanklich zu verabschieden, dass man nun seit 13 Wochen erlebt hat. Aber trotz alledem, Urlaub in Deutschland ist schön!

14 August 2006

Ich kann's nicht glauben!

Da freue ich mich wochenlang auf meinen ersten Heimflug und nun, ich kann es wirklich nicht wahrhaben, kommt so etwas wie Wehmut auf. Natürlich ist die Freude auf den ersten Heimaturlaub nicht weniger geworden, aber als mir vorhin die Kollegen, mit denen ich nochmal in unserer fast "Stammkneipe" zu Abend essen war, alle einen guten Flug und einen schönen Urlaub gewünscht haben, dachte ich, ich kann meinen eigenen Gefühlen nicht trauen. Na schön, der Chinesische Glutofen Wuhan wird mich in drei Wochen wieder haben und dann wird die Wehmut mit Sicherheit zu Hause akut sein.
Apropos Glutofen, ich denke, wenn ich Anfang September wieder hier aufkreuze werden die heissesten Monate hoffentlich vorbei sein. Gegenwärtig haben wir hier rekordverdächtige Spitzenwerte. Ein Kollege erzählte mir, dass er in der letzten Nacht gegen 2:00 Uhr eine Temperatur von 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 75% gemessen hat. Ich glaube, da werde ich wohl bei den Temperaturen, die zur Zeit in Deutschland herrschen ein bisschen das Frieren bekommen. Aber ist egal, die Hauptsache zu Hause!

07 August 2006

Was mich nervt....

Nun, nach 12 Wochen habe ich mich ein wenig an das Leben hier gewöhnt. Und es haben sich einige Dinge heraus kristallisiert, die mir wirklich auf den Geist gehen. Ich weiß, als Gast soll man die Gastfreundschaft seiner Gastgeber zu schätzen wissen und mit Urteilen zurückhaltend sein. Aber erstens fühle ich gar nicht mehr als Gast und zweitens denke ich, muss man auch mal seinen Frust ablassen können. Obwohl mit Frust die Ursache nicht richtig beschrieben ist, die mich dazu treibt hier Dampf abzulassen. Es ist einfach klar, dass es auch Dinge gibt, die einem etwas Fremd sind. Also los. Die folgenden "Nervensägen" sind weder nach stärke geordnet, noch erheben sie Anspruch auf Vollständigkeit und - empfindliche Gemüter sollten jetzt vielleicht nicht weiter lesen.
Da wär als erstes der tagtägliche morgendliche Zapfenstreich der Armee- oder Polizeieinheit, die sich in unmittelbarer Nähe unseres Hochauses befindet. Eigentlich brauche ich keinen Wecker, pünktlich um 6:30 Uhr ertönt aus krächzenden Lautsprechern irgendeine pathetische Melodie, die so richtig an den Nerven zerrt. Das wiederholt sich einige Male (Aufstehen! Raustreten zum Frühsport! etc.). Und abends gegen 21:45 Uhr geht es nochmal los. Da nützt es auch nicht, wenn die Fenster geschlossen sind, denn das hat so gut wie keine schalldämmende Wirkung. So fängt der Tag schon gut an! Die nächste nervenaufreibende Situation kommt garantiert im Fahrstuhl. Oft gilt hier die Devise: erst einsteigen, dann aussteigen! Sind alle Fahrwilligen im Lift, wird sofort reflexartig auf die "Tür schließen"-Taste gedrückt, obwohl sich die Tür sonst auch sofort schließen würde, aber eine 1/10 Sekunde gewonnen bringt halt was. Habe ich die Sauna Fahrstuhl hinter mir, ist die Chance groß, dass im Freien das nächste Erlebnis folgt, an das ich mich wohl nie gewöhnen werde. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Chinese (vornehmlich Männer) stehen bleibt, sich ein Nasenloch zuhält, lautstark schneuzt und eine mittelgroße Pfütze auf dem Plaster hinterlässt. Dann heisst es Zähne zusammen beißen und schnell zur Bushaltestelle. Glücklich im Büro nach einer schwache Gemüter stressenden Busfahrt angekommen ist erst mal Ruhe. Bis sich ein menschliches Bedürfnis regt. Für die "kleinen" Geschäfte benutzen wir die gleichen Toiletten wie die Chinesischen Kollegen. Dass es auf diesen Örtchen nur asiatische Stehgelegenheiten gibt, daran habe ich mich gewöhnt. Nicht gewöhnen kann ich mich daran, dass in den Papierkörben in den Toiletten Papier liegt, dessen braune Gebrauchsspuren sich nicht verleugnen lassen. Also woanders hinschauen, Geschäft erledigen und raus. Richtig lustig ist es, wenn aus der offen stehenden Toilettentür nur die Zeitung und der wippende Kopf eines hockenden Chinesen herauslugt, der darin vertieft ist, Zigarette rauchend sein Geschäft zu erledigen.
Soweit einige etwas nervenaufreibende Erlebnisse, es ist halt alles eine Sache der Gewöhnung und in weiteren 12 Wochen habe ich dafür vielleicht (oder besser hoffentlich) nur noch ein Achselzucken übrig.

02 August 2006

Shopping in Wuhan

Ich denke, es ist vielleicht mal ganz interessant, etwas über das Einkaufen hier in Wuhan zu berichten. In den großen Kaufhäusern hat man den Eindruck, dass das Einkaufen für die Chinesen, wie fast überall auf der Welt, zu den Hauptbeschäftigungen zählt. Wie überall gibt es auch hier unterschiedliche Level von Einkaufsmöglichkeiten, und jetzt rede ich in der Hauptsache von - wie sagt man so schön neudeutsch - "Non-Food"-Waren, also alles anderem außer Lebensmitteln. Die unterste Ebene wird von kleinen Geschäften , die im Extremfall wie ehemalige Garagen aussehen, repräsentiert. Hier gibt es billige Textilien von, sagen wir, minderer Qualität. Hier kannst du über den Preis verhandeln, hast natürlich keine Gewährleistung oder etwas in der Art. Hier bekommt man ein billiges T-Shirt für 3 bis 5 Euro. Die mittlere Ebene stellen große Kaufhäuser dar, in denen westliche "Markenware" verkauft wird. Hier sind alle auch in Westeuropa bekannten Marken zu haben, die Preise sind niedriger als in Deutschland und die Qualität ist ganz gut. In dieser Ebene ist eine Verhandlung über den Preis nicht mehr üblich. Ob es sich um wirklch echte Markenware handelt, kann man schlecht einschätzen, da ja bekannt ist, dass viele westliche Marken in China produzieren lassen. Vielleicht sind es auch die Sachen, die die Qualitätskontrolle für eine Ausfuhr in Richtung Westen nicht bestehen. In der obersten Ebene rangieren solche Kaufhäuser wie der "World Department Store". Ich nehme an, dass dort wirklich Qualitätsware angeboten wird. Die Preise sind sehr hoch und für viele Chinesen mit Sicherheit astronomisch. Und dann gibt es natürlich auch noch große Warenhäuser, die in Deutschland zum Beispiel den real,-Märkten am nächsten kommen. Hier gibt es eine bunte Mischung aus Textilien, Elektrotechnik, Heimelektronik, Haushaltwaren und ein großes Angebot an Lebensmitteln. Hier sind die Preise niedrig bis moderat, für Lebensmittel für deutsche Begriffe manchmal spottbillig. Das Angebot an frischem Obst, Gemüse und Fleisch ist in diesen Märkten groß und vielfältig. In allen Geschäften aller Preislagen läuft eine Unmenge von Personal herum. Zum Beispiel wird das Obst oder Gemüse wie in Deutschland üblich nicht persönlich abgewogen, das erledigt eine Angestellte, die wiegt ab und klebt das Etikett auf die Tüte. Apropos Tüte, der Verbrauch von Plastiktüten ist extrem hoch. Jede Kleinigkeit wird dir an der Kasse in eine extra Plastiktüte gepackt. Im Supermarkt gegenüber unserem Appartmenthaus steht dann noch ein Mitarbeiter am Ausgang und stempelt die Kassenzettel ab. Der Sinn dieser Tätigkeit hat sich mir noch nicht erschlossen. Obst und Gemüse kann natürlich auch bei den vielen kleinen Händlern in jeder Straße oder auf einem Obst- und Gemüsemarkt gekauft werden. Dort ist es meist frisch und der Preis ist niedrig und in der Regel Verhandlungssache. Für diese Fälle ist es gut, wenn man sich die chinesische Zeichensprache für die Ziffern eingeprägt hat. Mir ist es bis jetzt noch nicht gelungen ;-).
Einheimische Elektronik-Produkte wie DVD-Player, Lautsprechersysteme oder Fernseher sind preiswerter als in Deutschland. Auch inländisches Computerzubehör bekommt man für wenig Geld. Meine optische Computermaus habe ich zum Beispiel für umgerechnet 2,50 € bekommen. Digitalkameras von Markenherstellern wie Sony, Samsung oder Panasonic liegen mit Ihren Preisen ca. 5 - 10% unter den in Deutschland üblichen. Teurer sind "richtige" Marken-Produkte, zum Beispiel kostet ein Video-iPod mit 30GB Festplatte hier umgerechnet 300 Euro, bei amazon.de ist er für knapp 260 zu haben.
So, ich denke,das reicht, um einen ganz kleinen Eindruck über das Shopping hier in Wuhan zu vermitteln.
Noch ein Wort zum letzten Wochenende. Ich meinen bisherigen 11 Wochen habe ich das erste Mal aus meinem Fenster in der 24. Etage die in weiter Entfernung liegenden Hügel sehen können. Ich will sagen, so eine klare Sicht habe ich hier noch nie erlebt. Samstag nachmittag habe ich mich auch dann trotz der brennenden Sonne auf Fotopirsch begeben. Neue Bilder von der Fotopirsch und vom Besuch in der VOX-Bar am Abend, in der eine schwedisch-englische-chinesische Band ganz gute Rockmusik geboten hat, findet ihr auf meinen Fotoseiten.