Bimbo's Blog

31 Mai 2006

Warum nicht an Fröschen knabbern?

Gerstern abend war so etwas wie die Neptuntaufe für Neuankömmlinge in Wuhan. Da für unseren Kollegen Jan das vorläufige Ende seines Einsatzes in China naht, ließ er es sich nehmen, die ganze Truppe in den "Dreckigen Löffel" einzuladen. Diesen vielsagenden Namen hat das außergewöhnliche Restaurant natürlich von seinen deutschen Gästen erhalten. Wie es im Original heisst, kann ich mal wieder nicht aussprechen. Der "Dreckige Löffel" befindet sich im zweiten Stock eines Gebäudes, dem man schon von weiten ansieht, dass es hier irgendwas Essbares gibt. Der Grill mit zwei riesigen Ventilatoren steht vor dem Eingang. An dem muss man vorbeikomen, ohne dass das spritzende Fett sich auf der Kleidung verewigt hat, bevor man freihändig die Treppen nach oben steigt, denn die Geländer sind lediglich Attrappe. Oben angekommen wurden wir von ohrenbetäubenden Lärm und einem Kellner oder sonsteinem Mitarbeiter empfangen, der sofort für uns Platz machte und zwei Tische, die mit Plastikfolie - deren Sinn mir nicht gleich klar war - bezogen war, zusammen schob. Jedem noch einen Plastikschemel hingestellt und schon saßen wir. Ringsum waren Paare oder ganze Familien lautstark mit Essen beschäftigt. Plötzlich erkannte ich auch den Sinn der Plastikfolien. Alle Abfälle wandern einfach auf den Tisch. Ist das Mahl beendet, wird die Folie zusammengeklaubt und in den Müll geworfen. Schneller kann man einen Tisch nicht abräumen.
Unsere Bestellung sah folgendermaßen aus:
Flusskrebse, Lammspieße, Fisch, Rindfleisch mit Gemüse, Frösche, gekochte Auberginen und gebrühte Erdnüsse. Dazu für alle Halblitergläser mit Bier.
Alles wurde frisch zubereitet, gegrillt, gebraten und gekocht und extrem heiß aufgetragen. Ich weiß gar nicht mehr, von welcher Speise ich zuerst probiert habe, aber sofort schossen mir die Tränen in die Augen, so verdammt scharf war das Zeug. Nach einem großen Schluck Bier hatte sich meine Zunge beruhigt und ich fing an, von allem zu essen. Jawohl, auch von den Fröschen. Wohlgemerkt, es waren keine Froschschenkel, sondern komplette kleine Frösche, an denen man eigentlich nur herumknabberte um das wenige Fleisch zu essen. Der Geschmack war für meine Begriffe dem von Geflügelfleisch nicht unähnlich. Am besten war der Fisch gelungen, ich glaube, es war Karpfen, hervorragend gewürzt, ein Labsal.
Sobald die Biergläser leer waren, wurden der Einfachheit halber gleich große Krüge auf den Tisch gestellt. Bei diesem erhöhten Bierkonsum überkommt einem natürlich mit der Zeit ein allzu menschliches Bedürfnis. Der Ort, der zur Befriedigung dieses Bedürfnissen vorgesehen war, stellte allerdings alles, was ich bisher an solchen Örtchen gesehen hatte in den Schatten. Und ich denke, ich habe schon eine Menge gesehen. Um der Gefahr zu entgehen, dass niemand mehr meinen Blog liest, werde ich hier keine weiteren Einzelheiten von mir geben. Aber eins könnt ihr glauben. Es war mächtig hart.
Nachdem die erste Fuhre fast aufgegessen war, der Tisch war schon mit Abfall, vor allem der Krebse überhäuft, wurde die zweite Runde aufgetragen und es ging wieder von vorn los. Ein sagenhaftes Mahl. Und wieder einmal muss ich sagen, es ist unmöglich, alles so zu beschreiben, wie ich es erlebt habe. Man muss es einfach selbst erleben.

2 Comments:

  • At 9:13 PM, Mai 31, 2006, Anonymous Anonym said…

    Hallo Hans,

    wo sind die Fotos des interessanten Abendessens?

    Thilo :-)

     
  • At 2:51 PM, Juni 02, 2006, Anonymous Anonym said…

    Hallo, Du Froschverzehrer,liebe Pfingstgrüße senden Dir Deine 6 Rostocker, morgen zum Grillen (keine Frösche) sind auch 5 oder 6 Schweriner bei uns. Wir werden ganz doll an Dich denken.

     

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