Bimbo's Blog

28 Juli 2007

Bus fahren, Hitze und Hochwasser

Was haben die Dinge in der Überschrift gemeinsam? Ganz einfach, Du kannst alles an einem Samstag nachmittag in Wuhan erleben. Dann also zuerst zum Bus fahren. Nachdem ich stolzer Besitzer einer Bus-Prepaid-Card bin, die das Bus fahren bequemer und billiger macht ( ja man kann auch bei diesen Busfahrpreisen noch sparen), habe ich mich heute Nachmittag auf den Weg gemacht, um da Jangtse-Hochwasser auf Bild und Video zu verewigen. Mein Bus mit der Nummer 601, der mich nach Hankou bringen sollte, war äußerst gut klimatisiert. Man kommt von einer gefühlten Temperatur von 48 Grad quasi in einen Kühlschrank, in dem einen die kalte Luft auch noch ins verschwitzte Genick geblasen wird. Wieso die Chinesen da nicht alle mit einer Erkältung rumlaufen bleibt mir ein Rätsel. Nachdem der Bus die Brücke über den Jangtse überquert und die Schnellstraße verlassen hatte, hielt die Busfahrerin plötzlich an, schaltete den Motor und damit die Klimaanlage aus und stieg aus. Hmm, dachte ich, hier ist zwar keine Haltestelle, aber vielleicht machen die hier Schichtwechsel. Noch waren alle Businsassen ruhig, Da die Klimaanlage nicht mehr arbeitetete und der Bus in der prallen Sonne stand, heizte er sich sofort auf und aus dem Kühlschramk wurde in "Sekundenbruchteilen" ein mit Solarenergie betriebener Hochofen. Die ersten Passagiere stiegen aus und suchten sich ein schattiges Plätzchen außerhalb des Busses. Die Busfahrerin stand auch mit draußen und hatte aber wie es schien keine Neuigkeiten zu vermelden. Wie es aussah, stand doch kein Schichtwechsel an, der Bus hatte wohl auf Grund der Hitze seinen Dienst quittiert. Nach und nach stiegen alle aus, der Herdentrieb ließ auch mich nach draußen flüchten. Plötzlich kam der nächste 601-er, alle rannten los und wollten natürlich die ersten sein. Auch ich bekam noch ein Plätzchen in der gekühlten Heringsdose ab und bin doch noch an mein Ziel, dem Ufer-Park am jenseitigen Jangtse-Ufer angekommen. In den niederen Bereichen des Uferparkes hatte sich schon das braune Jangtse-Wasser breit gemacht. Dort, wo man sonst flanieren konnte, waberte das undurchsichtige Jangtse-Wasser. Die Wuhaner können, zumindest hier, aber ganz gut mit dem Hochwasser umgehen und begriffen es augenscheinlich als Bereicherung ihrer Freizeitmöglichkeiten. Wie es aber ein paar Kilometer flußauf- oder -abwärts aussieht möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Im Internet wird die diesjährige Flut schon mit der im Jahr 1998 verglichen, während der auch einige Todesopfer zu beklagen waren. Man kann nur hoffen, dass das Wasser nicht noch mehr steigt. Im Moment ist jedenfalls die Infrastruktur in Wuhan noch nicht bedroht.
P.S. Es gibt auch ein paar Bilder vom Hochwasser ---> Meine China Bilder

15 Juli 2007

Mutprobe bestanden!

Ich habe ja schon vieles gegessen in China, aber der letzte Samstag sollte mal wieder ein Höhepunkt auf kulinarischem Gebiet werden. Einer unserer Kollegen hatte zu seiner nachträglichen Geburtstagsparty in ein idyllisch gelegenes Restaurant in das Wuhaner "Naherholungsgebiet" in der Nähe des East Lake eingeladen. Wir saßen im Freien direkt über einem kleinen See der wohl auch gleichzeitig als Küchenlieferant dient. Obwohl es wie immer in den letzten Tagen ziemlich feucht war, gab es erstaunlicherweise keine Probleme mit Fliegen, Mücken oder anderen Plagegeistern. Und auf den Tisch sollten dieses Mal unter anderem ganz besondere Delikatessen kommen: Schlange und Igel. Natürlich gab es auch eine große Auswahl an "normalen" Speisen wie Rindfleisch, Nudeln, Reis und verschiedene Sorten von Gemüse. Der Höhepunkt des Mahles wurde aber vom Personal des Restaurants unweit unserer Tafel "zubereitet". Aus einer Schüssel mit Schlangenblut wurde jeweils ca. ein Esslöffel dieser köstlichen roten Flüssigkeit in einen kleinen Plastikbecher gefüllt, die anschließend zwei Finger breit mit gutem Reisschnaps verfeinert wurde. Das ganze sah dann aus wie Kirsch- oder Erdbeerlikör. Die läppische Mutprobe bestand einfach darin, diesen kleinen Becher in einem Zug zu lehren. Und was soll ich sagen: Ich habe es dreimal! geschafft. War auch nichts weiter dabei, das Schlangenblut hat man eigentlich überhaupt nicht geschmeckt. Nach dieser "Heldentat" habe ich mich auch an Schlangenfleisch versucht, schmeckte genau genommen nach Nichts. Was ich mir aber wirklich verkniffen habe war das Igelfleisch. Ich hatte immer die auf deutschen Straßen plattgefahrenen armen Igel vor Augen und da ist mir der Appetit auf das Fleisch dieser armen Kreaturen doch vergangen. Ich hatte ja gehofft, dass der getrunkene Hexencocktail das Wundermittel gegen meine Erkältung ist. Leider ist aber überhaupt keine Nachwirkung zu spüren gewesen. Weder ist meine Erkältung schwächer geworden, noch habe ich von den anderen (hinter vorgehaltener Hand und mit breitem Grinsen erzählten) Wunderwirkungen etwas verspürt. Pech gehabt!
Für Interessenten gibt es ein paar Bilder in der China-Galerie. Viel Spass!

08 Juli 2007

36 Grad gemessen, 50 Grad gefühlt!

In Wuhan ist es mal wieder richtig Sommer. Nachdem es einige Wochen mit richtig langen und ergiebigen Regenfällen gab, ist jetzt die große Hitze eingezogen. Für mich Mitteleuropäer ist es wirklich besser, am Tage nicht nach draußen zu gehen. Von Montag bis Freitag ist das auch kein Problem, da sitzen wir von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr in unseren klimatisierten Büros. Und schon der Mittagsspaziergang wird zur Strapaze, weil ich auch von diesem völlig verschwitzt ins kühle Büro komme. Das ist sicher nicht gesund. Ganz dumm ist es aber am Wochenende. Gestern und heute war es sogar nicht so dunstig wie sonst immer und durch die getönten Scheiben des Apartments sieht die Welt mit blauem Himmel, netten Haufenwolken und relativ klarer Luft auch sehr freundlich aus. Ich darf nur nicht das Fenster einen Spalt aufschieben. Schon kommt einem eine unvorstellbare Hitzewelle entgegen. Da vergeht mir sofort die Lust, auf einen Spaziergang nach draußen zu gehen. Und wenn auch die Chinesen schwitzen und stöhnen, dann ist es wirklich heiß. Das Hoffen auf einen kühlen Abend kann man sich auch sparen. Die Temperaturen gehen zwar ein paar Grad zurück, aber 30 oder 31 Grad abends gegen 21:30 Uhr sind immer noch heftig. Also, Klimaanlage an, Kaffee gekocht und ein interessantes Buch in die Hand genommen, dann vergeht die Zeit auch. Und abends vielleicht doch nochmal zum Hong Shan Platz und die bunten Wasserspiele bewundern, die dann zur vollen Stunde hunderte Chinesen ergötzen.

01 Juli 2007

Den Jangtse rauf und runter

Trotz der fast unerträglichen Hitze habe ich mich also am gestrigen Samstag auf den Weg zur Bootsanlegestelle nach Hankou gemacht. Natürlich wollte ich für diese Abendfahrt nicht meine Alltagskleidung tragen, sondern zog meine "besseren" Sachen an. Aber das war leider vergebene Mühe, denn schon am Fähranleger auf der Wuchanger Seite klebte mir alles schweißnass am Körper und auf meinen relativ hellen Jeans waren unschöne Schweßflecken zu sehen. Meine Hoffnung bestand allerdings darin, wenigstens auf dem Schiff erträglichen Temperaturen ausgesetzt zu sein. An der Anlegestelle, ziemlich verschwitzt, traf ich dann auf Helen und ihren Sohn. Sie hatte bereits die Tickets gekauft und schon ging es an Bord. Wir gehörten zu den Ersten und hatten daher freie Auswahl an den reichlichen Plätzen. Das ganze Schiff machte einen guten Eindruck und auf dem gut klimatisierten Unterdeck war das große Buffett schon aufgebaut. Pünktlich legten wir ab und gleichzeitig begann auch die Schlacht auf....., nein das wäre doch übertrieben, es entwickelte sich keine Schlacht um das Buffett. Alles ging ziemlich gesittet von statten. Von allem war reichlich vorhanden und das Buffett mit typischen Wuhaner Speisen machte seinem Namen alle Ehre. Natürlich war das Buffett und alle alkoholfreien Getränke im Preis von 100 Yuan (Kinder 30 Yuan) inbegriffen. Das einzig störende auf dem Speisedeck war der Beamer, der auf die Leinwand irgendeinen schwachsinnigen USA-Thriller projizierte. Obwohl sich außer den wenigen Kindern und Teenagern kaum jemand dafür interessierte, lief das Ding die ganze Fahrt über. Nach dem guten Mahl zog es uns selbstverständlich auf Deck. Die Luft war jetzt einigermaßen erträglich und die hereinbrechende Dunkelheit ließ Wuhan im typischen Lichterglanz erstrahlen. Auf dem Deck spielte eine Live-Band und es kam so richtig relaxte Stimmung auf. Natürlich ließen sich auch einige Chinesen nicht lange bitten als die Band alle Anwesenden aufforderte selbst ein Lied zu schmettern. Ich konnte Gott sei Dank Helens Drängen widerstehen und habe die Anwesenden mit meinen Gesangskünsten verschont. Die Fahrt verlief erst stromaufwärts durch die erste Brücke hindurch, dann drehte das Schiff nach ca. einem Kilometer, es ging nun stromabwärts wieder durch die erste Brücke hinunter bis zur zweiten, durch diese hindurch und nach ca. einem Kilometer wurde auch hier gewendet und es ging gemächlich zurück zur Anlegestelle, die nach rund zwei Stunden wieder erreicht wurde. Insgesamt eine sehr angenehme und entspannende Angegelegenheit, vom Preis erst gar nicht zu sprechen. Auch den an Bord anwesenden Afrikanern hat es riesigen Spaß gemacht. Also: wer die Gelegenheit dazu hat - unbedingt über den Jangtse Schippern!