Bimbo's Blog

28 November 2010

Erster Advent in Hongkong

Da ich noch immer nur im Besitz eines Visums bin, mit dem ich 30 Tage in China bleiben darf, war ich "gezwungen" das Land zu verlassen, um einen neuen Einreisestempel zu bekommen. Was lag dann näher, als einen Kurztrip nach Hongkong zu unternehmen. Nach fast vier Wochen Dauernebel in Bishan/Chongqing braucht der Mensch mal wieder etwas blauen Himmel und ein paar Sonnenstrahlen. Und Hongkong hat mich nicht enttäuscht. Bei meiner Ankunft herrschten angenehme 22 Grad und es wehte ein laues Lüftchen. Nach der Ankunft im Hotel machte ich mich auf den Weg, die glitzernde Metropole bei Nacht zu erleben. Es ist schon gewöhnungsbedürftig, am Vorabend des ersten Advent angenehm unter freiem Himmel zu Abend zu essen und anschließend in leichter Kleidung durch die dicht bevölkerten Straßen zu flanieren. Die Stadt war voll von Touristen, die es mir gleich taten und den lauen Abend genossen.
Am Sonntagmorgen führte mich mein erster Weg in den Kowloon-Park. Ich liebe diesen Ort. Es ist immer wieder faszinierend, dass man von der pulsierenden und geschäftigen Nathan-Road nur ein paar Schritte braucht, um umgeben von Grün und Ruhe zu sein. An diesem sonnigen Sonntagmorgen waren wieder unzählige, vor allen ältere Menschen damit beschäftigt, ihre Morgengymnastik zu absolvieren. In einem etwas versteckten Teil des Parkes übte sich eine Gruppe in KungFu-Kämpfen mit Schwertern aus hauchdünnen Aluminium, die in der Sonne blitzten und sirrende Geräusche verursachten. Leider blieb mir nicht allzuviel Zeit, um diese entspannte und nach längerem Aufenthalt förmlich schreiende Insel der Ruhe zu geniessen. Schließlich musste auch der in jedem Menschen sitzende Drang nach Shopping befriedigt werden. In der glamourösen "Harbour City" führte mich mein erster Weg natürlich in einen Buchladen. Hier stand ich wie immer vo der Qual der Wahl. Es ist nicht einfach, einen Kompromiss zwischen vorhandenem Reisebudget, Gewicht und der schier überwältigenden Anzahl von interessanten Büchern zu finden. Wie immer, wenn ich in einem Buchladen bin, stellte ich mir die (unnütze) Frage, wann ich diese Bücher alle lesen will. Aber erstens kaufe ich sie nicht für mich allein und zweitens sagte ich mir wie immer, Bücher kann man nie genug besitzen und irgendwann wird sich schon die notwendige Zeit finden.
Auf meinem Rückweg ins Hotel wurde ich wieder daran erinnert, dass es vier Wochen vor Weihnachten ist und dass dieser Sonntag auch der erste Advent ist. Vor einer Shopping Mall stand ein großer Weihnachtsbaum im strahlenden Sonnenschein und einige, wie kann es anders sein, bildhübsche in weihnachtlicher Tracht gekleidete junge Chinesinnen verteilten kleine Präsente an die Passanten, die alles andere als winterlich gekleidet waren.
Nun, im Flugzeug zurück nach Chongqing muss ich für mich selbst eingestehen, dass ich diese Stadt immer mehr liebe. Ihr unverwechselbarer Flair, die dicht beieinander existierenden Gegensätze von pulsierender Großstadt und und gepflegten Parks, das angenehme Klima, die Sauberkeit, die vielen Möglichkeiten, seine Freizeit sinnvoll zu verbringen, die große Zahl von in der Nähe liegenden Ausflugszielen, das extrem breit gefächerte kulinarische Angebot, die höchsten Ansprüchen gerecht werdenden Shoppingmeilen, der verlässliche und bequeme öffentliche Nahverkehr und nicht zuletzt die Freundlichkeit der Menschen machen Hongkong zu einer meiner Lieblingsstädte.

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05 November 2010

Zurück in China

Meine ersten fünf Tage in meinem neuen Job liegen hinter mir. Natürlich ist es wie bei allen Projekten, in denen ich bisher gearbeitet habe. Die Baufirmen drängen darauf mit der Arbeit zu beginnen und das Management bzw. das administrative Drumherum bis hin zum Personal, das noch nicht vor Ort ist, hinkt hinterher. Ich arbeite nun an der neuen Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen den chinesischen Metropolen Chengdu und Chongqing. Die Strecke wird etwas mehr als 300 km lang sein, was für chinesische Verhältnisse relativ kurz ist. Ich bin verantwortlich für die ausländische Bauüberwachung auf dem südlichen, ca. 70 km langen Abschnitt mit mehreren Tunneln (der längste mit mehr als 5 km Länge).
Meinen neuen Arbeitsplatz darf ich auf keinen Fall mit dem in Sudafrika oder dem im einzigen modernen Hochhaus Ulan Bators vergleichen. Mein neues Büro befindet sich zusammen mit den Büros der chinesischen Kollegen, deren Unterkunftsräume, einem Meetingraum und einer Küchen nebst Speiseraum, die diesen Namen eigentlich nicht verdienen, in einem Bürogebäude einer stillgelegten Fabrik am Rande von Jinqgang Town, einem Ortsteil von Bishan, das wiederum Bestandteil der Megacity Chongqing ist. Die Büros sind spartanisch eingerichtet und nach dem Mittagessen hat gefälligst jeder seine Reisschüssel selbst mit kaltem Wasser auszuwaschen. Über meine Unterkunft kann ich im Moment noch nichts berichten, da das Apartment, dass für mich gefunden wurde zur Zeit hergerichtet wird und ich bis zum Umzug im Hotel wohne. Eigentlich ist das Hotel unter den gegebenen Umständen ganz akzeptabel. Ich nehme selbstverständlich auch hin, dass man nicht auf westliche Frühstücksgäste eingerichtet ist. Aber eines war mir dann doch suspekt: der heiße Orangensaft als einziges Frühstücksgetränk.

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