Bimbo's Blog

17 Juni 2009

Das Beste zum Schluss: Peking

Ok, wie es im Moment aussieht, ist die Überschrift nicht ganz zutreffend. Wenn alles so kommt, wie bisher abgesprochen, müsste die Überschrift lauten "Das Beste am Ende meines Wuhan-Aufenthaltes: Peking". Nach jetzigen Stand werde ich Ende Juli am gleichen Projekt, allerdings 1000 Kilometer südlicher, in Guangzhou, arbeiten.
Aber zurück zum Thema, ich hatte ja tatsächlich gedacht, ich würde es während meiner mehr als drei Jahre in China nicht schaffen, ein Wochenende in Peking zu verbringen. Einige Leute hielten es schon für unfassbar. Aber wie es so ist, ergab sich doch die Möglichkeit, und ehrlich gesagt auch die Notwendigkeit, die Hauptstadt des Reiches der Mitte zu besuchen. Die Notwendigkeit ergab sich daraus, dass unsere chinesische Bekannte Probleme mit der deutschen Botschaft hatte. Sie musste nun ein zweites Mal vorsprechen, um ein Besuchsvisum zu erhalten. Ich dachte mir, moralische Unterstützung kann nicht schaden und sicher kann es nur von Nutzen sein, wenn ich sie begleite. So hatte ich vor unserem vereinbarten Treffpunkt am Montag morgen am Sonnabend und Sonntag Zeit mir die Pekinger Highlights anzuschauen. Ich möchte hier nicht im Detail jede Station beschreiben, dass können andere viel besser. Zu Beginn ging es natürlich zum Platz des Himmlischen Friedens und zur benachbarten Verbotenenen Stadt. Anschließend ließ ich mich mit einer Fahrrad-Rikscha durch einen Hutong kutschieren. Auch hier liegt Armut und Reichtum ganz dicht beieinander. Neben hervoragend und stilgetreu rekonstruierten Hofhäusern, deren Kaufpreis gegenwärtig bei 7 Mill. Euro (!!!) liegen soll, findet man auch heruntergekommene Häuschen, die sich mehrere Familien teilen. Den Abend verbrachte ich bei einem kühlen Guiness im Pekinger Hard-Rock Cafe. Ich hatte Glück, noch einen Platz zu bekommen, da der Hauptraum von US-Amerikanern okkupiert war, die dort irgendeine Party feierten. Hier wurde einem ganz besonders bewusst, wie (Entschuldigung!) fettleibig die meisten Amerikaner, und hier vor allem die weiblichen Vertreter, sind. Stellt man eine normal gebaute Chinesin daneben ist der Unterschied extrem.
Für den Sonntag hatte ich über mein Hotel eine organisierte Fahrt zur Großen Mauer gebucht, die natürlich auch den obligatorischen Stop in einer Jade-Gravur-Fabrik mit Werksverkauf beinhaltete. Aber man ist ja nicht zum Kauf verpflichtet. Bevor es zur Fabrik ging wurden erst noch die Ming-Gräber besucht. Eine schöne, an einem Berg gelegene Anlage. Das Mittagessen, das uns im Restaurant der Fabrik serviert wurde war besonders spaßig. Wir waren ein international besetzte Truppe (Deutschland, Finnland, Sudan, USA und zwei Spanisch sprechende Touristen), zur der auch ein finnischen Mädchen im Alter von 5 bis 7 Jahren gehörte. Sie beäugte mit erstaunten Augen die sonderbaren Gerichte und hat sich strikt geweigert, auch nur einen Bissen in den Mund zu nehmen. Mit Stolz kann ich sagen, dass ich derjenige der Gruppe war, der am Besten mit den Eßstäbchen hantieren konnte. Na ja, nach mehr als drei Jahren sollte man nichts anderes erwarten. Nach einer Stunde Busfahrt erreichten wir dann den Badaling-Abschnitt der Großen Mauer. Wie nicht anders zu erwarten war der Andrang groß. Der Badaling-Abschnitt ist sehr gut restauriert und gut touristisch erschlossen. Für faule Touristen, und angesichts der Hitze fühlte auch mich als einer, fährt eine Kabinenbahn direkt auf den begehbaren Teil der Mauer. Die Sicht war gut, die Luft rein und die Sonne schien, was will man mehr. An die extrem fotografierwütigen Chinesen habe ich mich ja schon gewöhnt, nur dass sie sich gerade immer dann in den Weg stellen, wenn ich dachte, der Augenblick ist günstig für eine schöne Landschaftsaufnahme, hat mich dann doch etwas genervt. Alles in allem aber doch ein schönes Erlebnis und eben ein "Muss", wenn man schon länger als drei Jahre in China arbeitet.
Am Montag morgen in der Deutschen Botschaft habe mal wieder die sprichwörtliche deutsche Gründlichkeit erlebt. Nachdem dem deutschen Mitarbeiter alle fehlenden Unterlagen (u. a. eine ins Englische übersetzte notariell beglaubigte Urkunde) übergeben wurden und er sie durchgeblättert hatte, kam wie erwartet, die Antwort: "Das wird wohl nicht ausreichen. Wir werden uns melden.....". Mal sehen, wie das Spielchen ausgeht.
Den Rest des Tages habe ich mir dem im südlichen Teil Pekings gelegenen Himmels-Tempel angeschaut, übrigens auch hervorragend mit der U-Bahn zu errreichen. Der Himmels-Tempel ist eine in einem schönen Park gelegene Anlage mit sehr gut restaurierten Gebäuden und natürlich der imposanten Halle des Erntegebetes. Insgesamt bleibt mir Peking als saubere, moderne, interessante und touristenfreundliche Stadt in Erinnerung.
Übrigens kann ich im Moment leide keine Bilder einstellen. Ich kann die "Blogger-Seite" nur über Umwege erreichen. Der "normale" Zugang ist hier in China blockiert. Aber mein heutiger Beitrag zeigt mal wieder, wie leicht sich solche Sperren umgehen lassen.

04 Juni 2009

Nanjing - auch schöner als Wuhan

Nachdem ich nun schon einige große Städte in China besucht habe, bestätigt sich immer mehr, dass wohl Wuhan eine der schmutzigsten ist. So kam mir auch wieder Nanjing sauberer und gepflegter vor. Viel mehr Grün, die Luft sauberer und alles machte einen zivilisierteren Eindruck. Nanjing hat mit dem Zhongschan Mountain National Park ein ausgedehnten, an einem Berg liegendes Gebiet mit einer großen Zahl an historischen Stätten. (http://www.zschina.org) Es ist schon nicht die Regel, dass man in China für ein solches Gebiet eine aussagekräftige englischsprachige Touristenkarte erhält. Zusätzlich sind alle Hinweisschilder zweisprachig und zwischen den verschieden Sehenswürdigkeiten kann "for free" mit Touristenmobilen hin- und herpendeln. Ein Tag reicht nicht aus, alle Stätten zu besuchen. So beschränkte ich mich auf das "Dr. Sun Yatsen Mausoleum" und den "Linggu Tempel". Natürlich ware auch wieder Unmengen von Chinesen unterwegs. Auf Grund der immensen Ausdehnung der gesamten Anlage war es aber kein Problem, auch schattige und ruhige Stellen zum ausruhen und genießen zu finden. Kurios war nur um die Mittagszeit, dass fast alle reichlich vorhandenen Sitzgelegenheiten von schlafenden Chinesen okkupiert ware. Ein richtiger Chinese braucht halt überall sein Mittagsnickerchen.
Zum Abschluss des Tages habe ich mir dann zum ersten Mal nach über drei Jahren China-Aufenthalt eine Fuss-Massage gegönnt. Das ist wirklich ein einmaliges Erlebnis. Die ganze Prozedur dauerte knapp zwei Stunden und ehrlich gesagt, konnte ich zwei Tage später immer noch leichte Schmerzen fühlen. Naja - soll ja gesund sein. Der Spaziergang in der dann schon dunklen Innenstadt von Nanjing entschädigte reichlich für die Tortur. Nanjing hat eine Vielzahl von sehr schön hergerichteten historischen Gebäuden, teils im europäischen Stil, teils im historischen chinesischem Stil. Wie es sich für China gehört, wurde nicht mit Scheinwerfern und bunten Lichtern gespart, so dass alles leider etwas in Richtung Kitsch abfiel. Viel muss halt nicht immer schön sein.
Die meiste Zeit des zweiten Tages meines Nanjing-Besuches verbrachte ich in der Gedenkstätte für die Opfer des Massakers, das die Japaner Ende 1937 in Nanjing begangen haben. Wer mehr über diese wirklich sehenswerte Gedenkstätte erfahren will - hier ist der Link: http://www.nj1937.org/english/default.asp. Ich war sehr beindruckt von der für meine Begriffe sehr emotionalen, aber auch sachlichen Auseinandersetzung mit diesem schwierigkeiten Teil der chinesisch-japanischen Beziehungen. Ein Besuch, den man so schnell nicht vergisst. Auch dem Deutschen John Rabe wird hier in angemessener Weise gedacht.