Bimbo's Blog

26 Januar 2009

Ochsen-Party

Ich weiß, die Überschrift ist nicht gerade klug gewählt und assoziiert ein wilde Party. Die Party, zu der ich gestern eingeladen war, war alles andere als wild. Heute beginnt in China das Jahr des Ochsen, manche sagen auch das Jahr des Rindes. Also war gestern Abend der chinesische Neujahrsabend. Und wie es sich in China für dieses Fest gehört, wird groß im Kreise der Familie und mit Freunden gefeiert. Die Vorbereitungen dafür laufen gewöhnlich schon seit einigen Wochen. Da wird eingekauft, was die Geldbörse hergibt und vorgekocht, als wäre die letzt kaiserliche Armee eingeladen. Hier in der Provinz Hubei sind das vor allem JiaoZi. JiaoZi sind Teigtaschen mit den unterschiedlichsten Füllungen: Gemüse, Pilze, Fisch, Fleisch, Krabben oder auch Mixturen aus den genannten Zutaten. Sehr lecker und gesund. Ich war bei meiner chinesischen Bekannten Helen eingeladen. Da dieses chinesische Neujahr mit großer Wahrscheinlichkeit das letzte ist, dass ich vor Ort erlebe, war sie der Meinung, ich könne nicht drei Jahre in China gelebt haben, ohne zusammen mit einer chinesischen Familie das neue chinesische Jahr zu begrüßen. Also habe ich die Einladung gern angenommen. Als ich gegen 18:00 Uhr eintraf waren die zwei jüngeren Frauen in der Küche mit den Vorbereitungen für das große Mahl beschäftigt. Neben Helen und ihrem Sohn waren noch ihr Bruder nebst Ehefrau und 4-jähriger Tochter und ihre Mutter anwesend. Und dann wurde aufgetafelt. Der Tisch war natürlich nicht groß genug. Eine Unmenge von Speisen, frisch zubereitet und sehr schmackhaft, wurden aufgetragen. Angestoßen wurde mit Rotwein, aber das wohl nur, weil ein Ausländer die Runde beehrte. Ansonsten wird in Helens Familie sehr wenig Alkohol getrunken. Nach dem ausgiebigen Essen, das sich fast bis 21:00 Uhr hinzog, wurden die übrig gebliebenen Speisen in die Küche gebracht und man machte es sich vor dem Fernseher bequem. Auf (fast) allen chinesischen Kanälen lief die nationale Neujahrsshow, auf CCTV9, dem internatioanalen Kanal des chinesischen Fernsehens, sogar mit englischen O-Ton bzw. mit Untertiteln. Die Show zu beschreiben ist gar nicht so einfach, eine Mischung aus Revue, Sketchen, Volkstänzen und immer wieder mit Einlagen, die den Nationalstolz der Chinesen anheizen. So zum Beispiel ein Bericht über die Neujahrsfeiern im Erdbebebengebiet von Sichuan oder eine Reportage über den chinesischen Weltraumflug. Und natürlich sind die Taikonauten auch live in der Show aufgetreten. Vor dem Fernseher wurde Obst gegessen und die Männer gönnten sich einige kleine "White liqueur", wie die Chinesen ihren weissen Schnaps nennen. Einen Höhepunkt vor dem Jahreswechsel war natürlich das gegenseitige Überreichen kleiner Geschenke. Geldgeschenke sind vor allem für Kinder nicht unüblich und werden in obligatorischen roten Umschlägen überreicht. Fast peinlich sind oft die Szenen, die sich abspielen, wenn ein Geschenk erst abgelehnt wird und dann mit großer Überredungskunst doch an den Mann (oder die Frau) gebracht wird. Zwischendurch sind wir vor das Haus gegangen und haben eine dieser fürchterlichen riesigen Knallfrosch-Schlangen gezündet, die fast 5 Minuten einen ungeheuerlichen Lärm machen. Und es gab noch einen anderen Höhepunkt vor Mitternacht: Der ausländische Freund hatte einen selbstgemachten Kekskuchen (oder auch kalter Hund) mitgebracht. Das war nicht nur etwas besonderes, weil er so süß war und nach Schokolade schmeckte, sondern weil es für die meisten chinesischen Frauen unvorstellbar ist, dass ein Mann einen Kuchen zubereitet. Also habe ich die Ehre des deutschen Mannes gerettet! Um Mitternacht wurde dann mit Rotwein angestoßen und alle wünschten sich für das neue Jahr alles Gute, wie halt in Deutschland zu Silvester. Kurz danach ging das große Knallen los. Was einige Chinesen da so in die Luft ballern ist schon bemerkenswert. Da gibt es ganze Batterien von Raketen wie Geschosswerfer, aus denen im Sekundentakt die Raketen aufsteigen und eindrucksvolle Effekte hervorbringen. Wir sind auf das Dach des Hauses gestiegen und hatten so einen wundervollen Blick auf Wuhan in der chinesischen Neujahrsnacht. Zurück in der Wohnung wurde noch ein bischen getrunken und weiter die Fernsehshow verfolgt, bis ich mich gegen 1 Uhr auf den Heinweg machte. Und wider Erwarten bekam ich schnell ein Taxi und war ruck zuck in meinem Apartment. Heute konnte ich ja Gott sei Dank ausschlafen. Am Samstag hatten wir gearbeitet und dafür am "Neujahrstag" frei. Alles in allem also ein netter Abend und eine interessante Erfahrung.

21 Januar 2009

Im "französischen" Krankenhaus

Nun, so belanglos waren die Veränderungen in meinem Gesicht doch nicht. Neben einer dicken Nase schwoll mir am Montag auch noch das restliche Gesicht an, wobei die rrechte Wange stärker betroffen war als die linke. Am Dienstagmorgen fanden das meine Kollegen auch nicht mehr witzig und fanden, dass ein Arztbesuch wohl doch die rechte Wahl sei. Also machte ich mit Kai, unserem jungen chinesischem Kollegen, der in Deutschland studiert hat, auf ins sogenannte französische Krankenhaus. Warum dieses moderne Krankenhaus diese Bezeichning trägt kann ich nicht genau erklären. Ich vermute, es ist mit französischer Hilfe und Unterstützung errichtet wurden. Es wird auch von den zahlreichen in Wuhan arbeitenden Franzosen genutzt. Für diesen Zweck sind alle Hinweisschilder und andere Beschriftungen in Chinesisch und Französisch gehalten. Mit dem Taxi angekommen erkundigten wir uns an der Information, welchen Arzt wir aufzusuchen haben. Nachdem eine der Damen einen prüfenden Blick auf mein Gesicht geworfen hatte, gab sie Kai die gewünschte Info und weiter gings zur Anmeldung. Hinter einer Glaswand saßen an drei oder vier Schaltern Krankenhausmitarbeiter an ihren Computern und nahmen die Patientendaten auf. Natürlich war das mal wieder mit meinem Doppelvornamen nicht so einfach. Nachdem ich dem Kollegen aber meine chinesische Visitenkarte durch die Luke gereicht hatte, war er froh zu wissen, was er in seinen Computer tippen konnte. Hier musste man auch gleich die Gebühr für den Arztbesuch entrichten: 6 RMB (ca. 0,60 Euro). Per Rolltreppe aufwärts in den dritten Stock zum Dermatologen. Ein Arzt hatte auch gleich für uns Zeit und in einem kurzen Gespräch wurde ich nach Arztmanier befragt. Seit wann? Nur im Gesicht? Was gegessen? Noch andere Beschwerden? u.sw. Nach einer abschließenden Begutachtung meiner herausgestreckten Zunge schien für ihn der Fall klar zu sein und er schrieb mir ein Rezept für diverse Medizin aus. Beim Hinausgehen erinnerte er mich, dass Alkohol bis zum völligen Abklingen tabu zu sein hat. Na gut, damit kann ich leben, wenn nur möglichst bald mein Gesicht wieder normnale Züge annimnt. Nach Verlassen des Arztzimmers versicherte ich mich noch einmal bei Kai und fragte ihn, ob wir denn wirklich keine Gebühr für den Arzt zu zahlen haben, da ich immer noch davon ausging, die 6 RMB waren so etwas wie eine Anmeldegebühr. Aber es blieb dabei, der Arztbesuch kostete nicht mehr als 6 RMB. Ok, den Gewinn fahren das Krankenhaus bzw. die Ambulanz anscheinend durch den Verkauf der Medizin ein. Denn dafür musste ich rund 190 RMB (ca. 19 Euro) hinblättern. Sicher, im Vergleich zu Deutschland auch ein Klacks, aber im Verhältnis zu den "Arztgebühren" doch ganz schön happig. So, nun hoff ich, dass mir die chinesische Wundermedizin hilft und ich bald meine Kollegen und die Wuhanesen wieder mit einem makellosen Gesicht beglücken kann.

19 Januar 2009

Reputation wieder hergestellt

Nachdem ich es eigentlich aufgegeben hatte, den Waschbeckenabfluss im Bad wieder frei zu bekommen, ließ mir dieses Problem am Sonntagabend doch keine Ruhe. Also das ganze zum dritten Mal von vorn. Wasser aus dem Waschbecken schöpfen, mit zusammen gesteckten Plastikröhrchen (bei KFC geklaut) auch das Schmutzwasser aus dem Abflussrohr gesaugt und dann noch eine Ladung "Mister Muskelmann" hinein gekippt. Am Montagmorgen kochendes Wasser dazu gegeben und das ganze zehn Minuten ziehen gelassen. Dann den Gummisaugnapf genommen und wütend gepumpt - bis es endlich "pflopp" machte und die ganze Soße ablief. Hurra, die Ehre des Diplom-Ingenieurs ist wieder hergestellt!

18 Januar 2009

Knollennase und andere Belanglosigkeiten


Über zwei Monate habe ich mich hier nicht blicken lassen, sorry! Eigentlich ist hier in Wuhan seit dem letzten Eintrag auch nichts Erwähneswertes passiert. Das einzig Wichtige wäre der Weihnachtsurlaub in Deutschland, aber der fand eben nicht in China statt.
Sei drei Tagen schleppe ich mal wieder eine leichte Erkältung mit mir rum. Das ist aber nicht das eigentliche Problem. Schon gestern bemerkte ich, dass mit meiner Nase irgendwas nicht stimmt, sie war plötzlich so druckempfindlich. Na gut, dachte ich, sicher eine Folge der Erkältung. Als ich dann aber heute Morgen in den Spiegel schaute, wusste ich nicht, ob ich Lachen oder Weinen sollte. Plötzlich zierte mein Gesicht eine ziemlich große Knollennase! Ach du Schreck, dachte ich, so kannst Du niemals unter die Leute gehen - zum Glück ist heute Sonntag. Dann dachte ich daran, dass ich mir die letzten beiden Tage frische Erdbeeren gegönnt hatte und tief in meinem Gedächtnis glaubte ich davon gehört zu haben, dass für eine geschwollene Nase auch diese delikaten Früchte verantwortlich sein können. Und wie das so ist, wofür gibt es denn Google. Schnell "geschwollene Nase" und "Erdbeeren" eingegeben und schon konnte ich mich beruhigt zurücklehnen. In Deutschland wimmelt es anscheinend von Leuten, die nach frischen Erdbeeren eine dicke Nase bekommen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und wie schrieb ein Leidensgenosse: Nach drei Tagen war alles vorbei. Also bin ich froher Hoffnung und kann aber Morgen früh meinen Kollegen sicher noch einen Grund geben, ihre Witze zu reisen.
Was gab es sonst noch? Ach ja, das Waschbecken im Bad streikt. Genau genommen natürlich nicht das Waschbecken, sondern der Abfluss. Obwohl ich fast keine Haare mehr auf dem Kopf habe, haben wohl mehr als zwei Jahre ausgereicht das Abflussrohr zuzusetzen, so dass es Minuten dauerte bis das Becken leer war.. Also dachte ich: Hans, Du weisst ja: Es gibt nichts, was eine Diplom-Ingenieur nicht kann! Und wozu Ess-Stäbchen alles gut sind! Mit denen versuchte ich, den Abfluss wieder frei zu bekommen. Ergebnis: Nun floss kein Tropfen mehr durch das Abflussrohr! Also los in den Supermarkt - eine Flasche Abflussfrei von "Mister Muskelman" und einen - ja, wie heisst das Ding denn? - Gummisaugnapf oder so ähnlich besorgt. Und nun war ich das ganze Wochenende damit beschäftigt, meinen Abfluss wieder zum fliessen zu bringen. Aber der weigert sich hartnäckig. Jetzt habe ich es aufgegeben und werde morgen unsere dafür zuständige Kollegin bitten, die Sache in Ordnung zu bringen. Soweit zu den Grenzen eines Diplom-Ingenieurs.
Was gibts zum Wetter zu sagen? Seit meiner Rückkehr aus Deutschland hatten wir hier zwei Wochen nur wolkenlosen Himmel und demzufolge viel Sonne, aber auch niedrige Temperaturen. Seit drei Tagen hat sich wieder unser geliebtes Wuhaner Wetter eingestellt. Extrem diesig und kaum Wind. Na gut, dafür ist es nicht mehr so kalt.