Bimbo's Blog

25 August 2008

Auf den Spuren Marco Polos - Teil 2


Am zweiten - und leider schon letzten - Tag in Hangzhou zeigte sich das Wetter von seiner besseren Seite. Nach dem Frühstück, dessen westlicher Teil wie leider in bisher allen Hotels lediglich aus Toast, Butter und Marmelade besteht, machten wir uns auf in die historische Qinghefang Straße. In dieser Einkaufsstraße konnten wir viele sehr gut erhaltene oft mehr als 100 Jahre alte Geschäfte bestaunen. Am besten hat mir die alte Apotheke mit ihren Wänden voller Schubkästen, bestimmt mehrere Hundert an der Zahl, gefallen, in denen die wundersame alte chinesische Medizin schlummerte. Das Angebot reichte von getrockneten kleinen Seepferdchen bis hin zu Potenzmittel aus Rinder- und Tigerhoden. Und auch in dieser Straße hat mich die Sauberkeit beeindruckt. Niemand schmiss gedankenlos seinen Nudeltopf in irgendeine Ecke, wie ich das Wuhan fast an jeder Ecke beobachten kann. An den reichlich vorhandenenTee-Geschäften konnte man den Fermentier- bzw. Trocknungsprozess der Teeblätter live verfolgen und den Tee natürlich gleich zu relativ günstigen Preisen kaufen.
Fünf Minuten Fußweg von der Qinghefang Straße entfernt befindet sich die frühere Villa von Hu Xueyan (1823-1885), einem reichen Geschäftsmann und Gründer zweier berühmter chinesischer Medizinhandlungen. Die prächtige Villa ist mit sehr schönen Holz- und Steinschnitzereien ausgestattet. Eine wirkliche Perle ist der Zhi Garten mit seinen Felsenformationen und exquisiter Architektur. Diese Villa ist wirklich ein Schmuckstück und sehr gut erhalten. Sie hinterließ einen außerordentlich gepflegten Eindruck. Damit war der Vormittag auch wie in Windeseile vergangen und es war Zeit zum check-out im Hotel.
Die restliche Zeit bis zur Fahrt zum Flughafen verbrachten wir mit einem kurzen Spaziergang auf der Uferpromenade am West-See und bei einer Tasse (oder besser einem Pappbecher) guten Kaffee im Starbucks direkt am See mit einem herrlichen Blick über den See mit seiner Unzahl von großen und kleinen Vergnügungsbooten.
Zusammenfassend kann ich wirklich nur jedem, der eine Reise nach China vor hat empfehlen, Hangzhou unbedingt auf die Liste seiner Reisestationen zu setzen.

23 August 2008

Auf den Spuren Marco Polos - Teil 1

Es klingt zwar etwas großspurig, aber es ist nicht übertrieben wenn ich behaupte, dass ich vergangenes Wochenende auf den Spuren von Marco Polo gewandelt bin. Der legendäre italienische Seefahrer soll schon um das Jahr 1280 herum die Stadt Hangzhou (damals Quinsai) als seine Lieblingsstadt auserkoren haben. Nun wollte ich mir selbst ein Bild davon machen. Zusammen mit einem Kollegen buchten wir Zimmer im Lakeview-Hotel, das direkt am wohl bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, am West-See liegt. Und um es vorweg zu nehmen: Wir waren nicht enttäuscht, im Gegenteil. Im Vergleich zu Wuhan ist Hangzhou geradezu eine Perle. Zugegebenermaßen muss ich natürlich eingestehen, dass wir während unseres zweitägigen Aufenthaltes nur einen Bruchteil der 4-Millionen-Metropole gesehen haben. Aber das hat gereicht um sich - etwas übertrieben gesagt - in die Stadt zu verlieben. Aber der Reihe nach.
Das erste, was uns während der Fahrt vom Flughafen ins Hotel aufgefallen ist waren die sauberen Taxis. Kein Vergleich zu den manchmal extrem schmutzigen und heruntergekommenen Taxis, die in Wuhan herum fahren. Auf dem Weg ins Hotel fielen mir dann immer wieder Wohnhäuser ins Auge, die eine ganz andere Architektur als die anderen aufwiesen, die ich bisher in verschiedenen Städten gesehen hatte. Abwechlungsreich und freundlich. Auf den ersten Blick machte die Stadt einen sauberen und aufgeräumtem Eindruck. Ich glaube nicht, dass das nur daran gelegen hat, dass der Regen alles sauber gewaschen hatte. Das Hotel selbst war wie gewohnt ein wirkliches 4-Sterne-Hotel von guter Qualität und um zum West-See zu gelangen brauchte man wirklich nur die Straße zu überqueren.
Der Samstag morgen empfing uns leider mit trüben Wetter, das später in Dauerregen übergehen sollte. Der hielt uns aber nicht davon ab, auf unseren geplanten Trip zum Gelände des Lingyin-Tempels zu gehen. Ich möchte den nordwestlich von Hangzhou liegenden Tempel hier nicht im Detail beschreiben. Hier ein Wikipedia-Link, auf dem man Einzelheiten nachlesen kann (http://de.wikipedia.org/wiki/Lingyin-Tempel) Doch eines muss ich sagen. Ich dachte bisher immer, wenn man in der Vergangenheit schon mindestens 10 Tempel gesehen hat, dann kann der elfte auch nicht mehr viel bieten. Aber zumindest auf den Lingyin-Tempel trifft das nicht zu. Ich war ehrlich überrascht - wirklich sehenswert. Als dann am Nachmittag der Regen endlich aufgehört hatte, stand einer Wanderung am West-See nichts mehr im Wege. Auch hier wieder ein Wikipedia-Link für ausführliche Informationen über diese Perle (http://de.wikipedia.org/wiki/Westsee#Sehenswürigkeiten). Auffallend auch hier wieder die Sauberkeit und gute Beschilderung der Wanderwege und Sehenswürdigkeiten in Chinesisch und Englisch. Was mir besonders aufgefallen ist, waren die vielen öffentlichen WC's, die immer sauber und natürlich kostenlos waren. Eine weitere Einrichtung, nicht nur für Touristen, sondern auch für die einheimische Bevölkerung hat mich besonders beeindruckt: die große Zahl der Fahrradausleihstationen. An vielen Stellen konnte man sich ein Fahrrad ausleihen und dieses dann an einer beliebigen anderen Station wieder abgeben. Außer einer Kaution von 300 RMB war für die erste Nutzungsstunde keine Gebühr zu entrichten. Für die zweite Stunde kostete das 1(!) RMB und für jede weitere 3 RMB. Da war es natürlich kein Wunder, dass viele Menschen auf diesen Fahrrädern unterwegs waren. Beeindruckt war ich auch davon, dass am Südufer des See extra ein Straßentunnel gebaut wurde, um den Straßenverkehr vom Seeufer wegzubekommen und dort eine schöne Uferpromenade zu errichten. Der erste Tag in Hangzhou, der mit einem Abendessen in einem der Restaurants am bzw. auf einer Insel im West-See zu Ende ging, hat mich also wirklich beeindruckt. Ich musste eingestehen, dass Hangzhou im Vergleich zu Wuhan wirklich eine sehenswerte Stadt ist, sauber und angenehm.

17 August 2008

Zu Gast bei den Reichen und Schönen

Für den vergangenen Samstag flatterte unserem Team eine Einladung zu einer "Villa-Schau" mit Kulturprogramm, Buffett und freien Getränken ins Haus. Da dies auch immer eine gute Gelegenheit ist, den Kontakt mit anderen Ausländern zu pflegen zögerten wir nicht lange und machten uns auf den verregneten Weg. Am Rande von Wuhan, am Südsee gelegen, entstand in den letzten Monaten eine Siedlung mit Luxusvillen. Die Veranstaltung diente dazu, potente Käufer anzulocken und auch noch die restlichen Villen an den wohlhabenden Chinesen zu bringen. Und ausländische Besucher auf solch einer Show dienen immer auch als Zugpferde und sind ein guter Werbeeffekt. Der Villenpark besteht aus prächtigen Villen in verschiedenen Größen mit Preisen zwischen 4 und 10 Millionen RMB, also ca. 400.000 bis 1.000.000 Euro. Die Anlage mit hervorragend angelegter Außenanlage machte einen wirklich hochwertigen Eindruck. Die Villen selbst waren oft durch kleine Bäche getrennt und ein großer Swimmingpool gehörte selbstverständlich auch zu den von den Bewohnern nutzbaren Einrichtungen. Am Foyer stand ein echter Jaguar und viele Chinesen liesen sich vor diesem - oft gemeinsam mit einer oder mehreren der hübschen Hostessen - ablichten.
Die Veranstaltung wurde durch eine Modenschau mit exklusiver Damen- und Hochzeitsmode und einigen, manchmal etwa unbeholfen wirkenden, Tanzeinlagen umrahmt. Als dann getanzt werden durfte und die Hostessen auf die Männer losgelassen wurden, gehörte ich auch mit zu den "Opfern" und durfte für einige Minuten eine dauer-zauberhaft lächende Chinesin über die Tanzfläche führen. Das Buffett war ebenfalls zauberhaft und das abschließende Feuerwerk war mit seiner ausufernden Länge der Veranstaltung ebenso würdig.
Obwohl das ganze als "Midsummernight-Party" veranstaltet wurde, war gegen 21:00 Uhr Schluss. Ob an diesem Abend wirklich Villen an den Mann oder die Frau gebracht wurden war leider nicht zu erfahren. Von einigen chinesischen Gesprächspartnern erfuhren wir, dass sich unter dem Teilnerkreis viele hochrangige Mitarbeiter oder besser Manager von aufstrebenden Industriebetrieben befanden. Das kann man hier nicht immer auf dem ersten Blick am Outfit erkennen.

11 August 2008

Public Viewing am Hong Shan Platz

Nun war es also soweit. Vergangenen Freitag, am 08. August 2008, wurden in Peking die Olympischen Spiele eröffnet. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, dass Spektakel in meinem gekühlten Apartment bei einem ebefalls wohltemperierten Bier zu verfolgen, denn die Temperaturen im Freien waren mal wieder alles andere als einladend. Schwül wie meistens und gegen 19:00 Uhr immer noch über 30 Grad.
An der großen Sporthalle am Hong Shan Platz machten sich schon seit einigen Tagen Arbeiter zu schaffen und demontierten die uns lieb gewordenen Snow-Werbung (ein chinesisches Bier). Was der ganze Zauber sollte, konnten wir uns nicht erklären. Erst am Freitag, als wir wie immer während unserer kurzen Fahrt vom Büro zum Apartment den Hong Shan Platz passierte, sahen wir, dass die Bier-Werbung durch eine riesige Video-Wand ersetzt worden war. Ich war gerade dabei, meinen Sessel zurecht zu rücken als mein Kollege mich anrief und mich überredete mit ihm zum Hong Shan Platz zu kommen. Trotz der Hitze ließ ich mich überzeugen, diesem Ereignis mit vielen Chinesen zu huldigen. Schon auf dem Weg dorthin bemerkten wir, dass viele Geschäft und kleine Shops schon ungewöhnlich früh geschlossen hatten und sich eine immer größer werdende Menschenmenge auf den Platz zu bewegte. Bei unserer Ankunft kurz vor acht waren schon schätzungsweise 5 bis 8 Tausend Chinesen mit Kind und Kegel (oder besser mit Kind und Sitzgelegenheit) versammelt. Viele hatten kleine chinesische Flaggen in der Hand. Die Videowand hat wirklich eine beachtliche Größe (nach unbestätigten Informationen soll es die größte Asiens sein - was sonst!) und von jeder Stelle des riesigen Platzen konnte man das Geschehen auf der Wand gut verfolgen. Als dann die Eröffnungsshow begann brauste Beifall auf und die gesamte Menge jubelte. In diesen Momenten waren es gefühlte eine Million Menschen. Man spürte sehr hautnah die echte Begeisterung und - ohne zu überteiben - den Stolz der Menschen, dass ihr China zu so einer Sache fähig ist. Bei jeder symbolträchtigen Szene gab es spontanen Applaus und Jubelrufe. Und nirgendwo habe ich irgendeinen Anfeuerer gesehen, dieses Gefühl des Stolzen kam wirklich aus den Herzen der Menschen. Trotz dieses unvergesslichen Eindrucks habe ich es dann doch nur eine Stunde ausgehalten. Die Hitze war immer noch unerträglich und mein gekühltes Apartment zog mich magisch an. Auf dem Rückweg ist mir noch aufgefallen, dass eine große Zahl von Taxifahrern ihre Fahrzeuge einfach am Straßenrand geparkt hatten und ebenfalls das grandiose Schauspiel auf der Videowand verfolgten. Und Polizeipräsenz? Natürlich sorgten einige Polizisten für Ordnung, aber auf keinen Fall kann man sagen, dass Sicherheitskräfte die Szene beherrschten, im Gegenteil!
Die große Videowand am Hong Shan Platz ist jetzt ununterbrochen in Betrieb und jeder der Lust hat, kann sich dem Public Viewing hingeben.