Bimbo's Blog

28 Juni 2006

2/5 Bimbergs in Wuhan

Für vier Tage war "fast" die halbe Familie Bimberg hier in Wuhan. Wuhan war die letzte Station der China-Reise meiner Tochter Christin. Mit Schanghai oder sogar Peking, ihren zwei vorherigen Stationen, kann Wuhan naürlich nicht mithalten. Aber ihr Erstaunen, dass es hier in der "Provinz" so eine Mega-Stadt gibt war nicht minder stark als meines vor nunmehr 6 Wochen. Die obligatorische Sehenswürdigkeit, den Yellow Crane Tower haben wir genauso besucht wie das Hubei-Provinzmuseum, auch für eine Fahrt mit der Fähre, von deren Zustand ich ja schon in einem früheren Beitrag berichtet habe, war genügend Zeit.
Und Freitag abend war es für Christin (und mich notgedrungener Maßen auch) Pflicht, sich das WM-Spiel Deutschland-Schweden anzuschauen. Im "York" in Hankou war eine große Leinwand aufgebaut und es standen auch noch zwei große Fernseher zur Verfügung, so dass das Spiel aus allen Perspektiven verfolgt werden konnte. Den von der Schweriner Volkszeitung gesponserten Fan-Schal (Dank an die SVZ!) war ich die meiste Zeit los. Tina, unsere Bedienung, wollte sich überhaupt nicht mehr von ihm trennen. Die ebenfalls im Fan-Paket enthaltene Deutschfahne im Luftzug des Ventilators wehen zu lassen war eine Idee der vielen chinesischen Gäste, die ausnahmlos für das deutsche Team applaudierten.
Am Samstag sollte Christin eigentlich die einmalige Chance haben, bei einem deutsch-chinesischen Fussballspiel dabei zu sein. Leider machte uns das Wetter mit stundenlangem Regen einen Strich durch die Rechnung. Das Hubei-Provinz-Museum war zwar kein vollwertiger Ersatz, aber interessant war es auch. Am Montag abend gab es dann als Abschiedsessen noch einmal echt chinesische Küche. Nudeltaschen mit verschiedenen Füllungen - sehr schmackhaft.
Nun zieht der "Alltag" also wieder bei mir ein. Und übrigens - in genau 7 Wochen werde ich wieder in Schwerin sein. Ich freu mich!

19 Juni 2006

Schanghai im Schnelldurchlauf

Gestern und vorgestern also Vater und Tochter in Schanghai. Ich überlege schon den ganzen Tag, welches Attribut am besten zu dieser Stadt, von der wir ehrlich gesagt nur einen kleinen Teil gesehen haben, passt. Überwältigend? Phantastisch? Weltstädtisch? Oder einfach nur eine moderne Metropole, wie man sie sich heute vorstellt? Ich glaube, man wird diesem "chinesischen Wunder" am Besten gerecht, wenn man ihr von allem etwas zubilligt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass vor ca. 10 Jahren von den jetzt so beeindruckenden Gebäuden fast noch nichts zu sehen war. Und was hat den Reiz für mich am meisten ausgemacht? In mir haben die noch grasseren Widersprüche als hier in Wuhan die größte Wirkung hinterlassen. Man braucht keine 100 Meter zu gehen und man kommt von einem hypermodernen Wolkenkratzer zu fast baufälligen Gebäuden, von denen man annehmen müsste, dass sich hier nur noch Hunde, Katzen und anderes Getier herumtreiben. Und dann sieht man mit Erstaunen, dass hier noch Menschen wohnen. Und meist nicht nur wohnen, sondern auch noch mit irgendeiner kleinen Werkstatt versuchen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Verdutzt muss man dann immer wieder feststellen, dass aus diesen heruntergekommenen Behausungen junge, hübsche, adrett gekleidete Mädchen kommen. Als außenstehender Tourist kann man sich aber bei all den krassen Unterschieden nicht des Eindrucks erwehren, dass eigentlich, zumindest äußerlich, keine Unzufriedenheit zu spüren ist. Es scheint einem fast so, als wird allgemein akzeptiert, dass jedem Chinesen sein Platz in der Gesellschaft zugewiesen und die Stellung in dieser schicksalsgegeben ist. Ich denke, dieser Eindruck hat viel mit der kulturellen Entwicklung des chinesischen Volkes zu tun.
Natürlich war Sightseeing ohne Ende angesagt, auch wenn mir das extrem schwüle Wetter bei jeder hastigen Bewegung den Schweiß ausbrechen ließ. Das erste war der Transrapid. Es ist schon ein berauschendes Gefühl, mit einer Spitzengeschwindigkeit von 431 km/h 30 Kilometer in 8 Minuten zurückzulegen. Allerdings war von einer dahingleitenden Bewegun nicht viel zu spüren. Für meine Begriffe eine ziemlich unruhige Fahrt. Die anderen Sehenswürdigkeiten, denen wir einen Besuch abgestattet haben, möchte ich hier nur aufzählen: der Bund - die berühmte Uferpromenade, der Oriental Pearl TV-Power, die Geschäftsstraße Nanjing Lu, der Garten Yuyuan, das Teehaus Huxin Ting, der Jadebuddha-Tempel, Alt-Shanghai. Und das alles in weniger als 24 Stunden. Da war das Gläschen Rotwein auf der Terrassenbar des Hostels, in dem Christin wohnte und von der man einen herrlichen Blick in Richtung Pearl-Tower hatte, mehr als verdient. Eines muss ich doch noch erwähnen, den Fussgänger-Sightseeing-Tunnel. Dem Namen nach haben wir dahinter einen profanen Fußgängertunnel unter den Huangpu River, der die Bund-Promenade mit dem Stadtteil Pudong verbindet, vermutet. Aber weit gefehlt. Man setzt sich in eine futuristische Kabelbahn (eine Art Standseilbahn) und wird mit eindrucksvollen Lichteffekten durch den Tunnel gefahren. Hindurch durch siedendes Magma, durch das "Paradies" und natürlich durch die Tiefsee. Ein weiteres unvergessliches Erlebnis. Etwas Frust muss ich zum Schluß aber noch loswerden. Das Wetter hat nämlich überhaupt nicht mitgespielt. Von der 350 Meter hohen Space-Kugel des Fernsehturmes haben wir leider keine gute Aussicht gehabt, so diesig war die Sicht. Ein guter Grund, ein zweites Mal nach Schanghai zu fliegen. Lohnen wird es sich allemal.

P.S.: Klar gibt es neue Bilder. Ich denke anschauen lohnt sich. (Beschreibung folgt noch!)

11 Juni 2006

Locations erfolgreich getestet!

Kommende Woche wird meine Tochter für zwei Wochen nach China kommen. Nächstes Wochenende treffen wir uns in Shanghai und das darauffolgende Wochenende wird sie mich ein paar Tage hier in Wuhan besuchen. Also galt es Vorbereitungen zu treffen und schon mal einige Highlights vorab in Augenschein zu nehmen. Auf jeden Fall werden wir die Blue Sky Bar hier in Wuchan wegen der excellenten Steaks aufsuchen. Als Zutat gibt es bestimmt noch ein interessantes WM-Spiel.
Gestern habe ich bei ausnahmsweise fast dunstfreiem Wetter den Yellow Crane Tower besucht. Eine wirklich sehenswerte Anlage. Also auch schon gebucht. Interessant war mal wieder der Heimweg, den ich zu Fuß zurück gelegt habe. Man sieht unwahrscheinlich viel interessante und wohl auch echt typische Straßenszenen, ob es die fliegenden Obsthändler sind oder die Frauen-Straßentanzgruppe. Einfach umwerfend.
Heute habe ich mich dann in ein weiteres Abenteuer gestürzt: Die erfolgreiche Fährüberquerung des Changjiang River für sage und schreibe 1,5 Yuan (ca. 15 Cent). Ich glaube aber auch, in Deutschland hätten sich nicht so viele Menschen gefunden, um mit dieser Fähre einen so breiten Fluß zu überqueren. Aber ich dachte, wenn die Fähre nach ihrem Aussehen schon mindestens 20 Jahre die Leute von einem Ufer zum anderen bringt, warum soll sie es dann mit mir an Bord nicht auch noch einmal tun. Und natürlich bin heil hin und zurück gekommen. Eigentlich eine sehr gute Verbindung, um vom Stadtteil Wuchan zum Stadtteil Hankou zu gelangen. Und dazu auch noch unschlagbar günstig. Zum anderen ist man nach ein paar Schritten auch auf der Einkaufsmeile von Hankou, auf der ich mit meiner Tochter sicher auch ein paar Yuan ausgeben werden. Ein großes Filmtheater habe ich auch gefunden. Zur Zeit ist gerade "Ice Age II" angesagt. Ob der "Da Vinci Code" noch läuft, ließ sich nicht ermitteln. Zumindest waren in Wuhan vor zwei Wochen an vielen Stellen diesbezügliche Filmplakate zu sehen. Also auch in puncto Film lebt man hier nicht hinter dem Mond.
Eigentlich ein kurzweiliges Wochenende, wenn nur den fleißigen Chinesen nicht eingefallen wäre, gestern und heute in einem Nachbarappartement irgendwelche Wände herauszureißen, und das ab 7:30 Uhr mit extrem lauten Werkzeugen. Von länger Schlafen konnte also an diesem Wochenende keine Rede sein. Und das auch noch, nachdem ich (als "großer Fußballfan") am Samstag erst gegen 2:30 Uhr ins Bett gekommen bin, da ich mir mit ein paar Kollegen das WM-Eröffnungspiel im "Blue Sky" angesehen habe. Das ist eine weitere Tatsache, die einem ganz stark ins Auge fällt, es gibt keinen Unterschied zwischen Arbeitstagen und Wochenende. Alle Geschäfte haben am Wochenende geöffnet und es ist überall Betrieb wie von Montag bis Freitag. Einzig die öffentlichen Einrichtungen haben wohl geschlossen. Ansonsten wird überall gearbeitet; auch auf den Baustellen der vielen Hochhäuser. Dann kommt es einem doch etwas merkwürdig vor, wenn man daran denkt, dass in Deutschland ewig gestreikt wird, weil in der Woche statt 38 nun vielleicht 40 Stunden gearbeitet werden soll. Ein Grund mehr, warum uns die Chinesen in naher Zukunft gnadenlos überholen werden.
PS: Es gibt neue Bilder. Einfach in den "Aktuell"-Ordner auf meiner Fotoseite schauen!

04 Juni 2006

Kultur kostet Schweiß

Nachdem es gestern in der zweiten Tageshälfte ununterbrochen leicht regnete und damit Zeit zum Lesen und entspannen war, hatte ich mir heute Kultur auf die Tagesordnung gesetzt. Der Regen hatte zwar aufgehört, aber dafür war die Luftfeuchtigkeit extrem hoch. Mein Ziel war es heute, die Pagode, die ich vom Fenster meiner Unterkunft aus sehen kann, zu besuchen. Wie sich dann herausstellte, gehört diese Pagode zur "Baotong Zenist"-Tempelanlage. Der Weg dahin war nicht weit und in ca. 20 Minuten war ich am Eingang. Wenn man wie ich das erste Mal eine derartige Anlage betritt, ist man schon schwer beeindruckt. Das, was ich bis jetzt nur auf Bildern gesehen hatte, riesengroße goldene Buddha-Statuen, Mönche in gelben Gewändern, war plötzlich zum Anfassen nah. Die Anlage befindet sich am Südhang des Hongshan-Hügels, den oberen Abschluß bildet die oben erwähnte Hongshan-Pagode mit einer Höhe von 45,6 Metern, deren Bau im 13. Jahrhundert volle 11 Jahre gedauert hat. Endlich war auch der Straßenlärm etwas gedämpfter und ich konnte mir in Ruhe die Tempelanlage ansehen. In einem Tempel fand gerade ein Gottesdienst statt (ich weiß nicht, ob man das im Buddhismus so nennt), ein Mönch gab mit einer kleinen Glocke den Rythmus für das Gebet vor, dem alle Anwesenden mit einem Singsang folgten. Die Tempelgebäude sind alle mit kunstvollen Verzierungen versehen, in der Hauptsache Drachen. Was mich am meisten verblüfft hat, war, dass viele junge Chinesen vor den Buddhaskulpturen niederknieten und beteten. Das hatte ich zumindest in dieser Anzahl nicht erwartet. Nachdem ich die Tempel besichtigt hatte, sollte der Aufstieg auf die Pagode den krönenden Abschluß meiner Besichtigung bilden. Allerdings musste ich feststellen, dass der Aufstieg für normal gewachsene Europäer mit ziemlichen Schwierigkeiten verbunden ist. Die schmalen Treppen und extrem niedrigen Decken ließen den Schweiß aus allen Poren hervor schießen. Aber ich musste da durch, wollte ich doch unbedingt ein Foto der Tempelanlage von oben schießen. Ich bin ehrlich, ganz nach oben habe ich es nicht geschafft. Nach ca. 2/3 hatte ich einen kleinen Balkon erreicht, von dem einige gute Aufnahmen möglich waren und auf dem ich verschnaufen und mir den Schweiß abwischen konnte. Berauschend sind die Bilder auf Grund des sehr dunstigen Wetters leider nicht geworden. Nach unten konnte ich zum Teil nur Rückwärts gehen, vorwärts hätte ich meinen Körper zu sehr verbiegen müssen. Am Ausgang der Tempelanlage gab ich einem der Kartenabreißer noch eine kleine Deutschlektion. War sehr lustig. Im Nu waren wir von einer lächelnden Schar neugieriger Chinesen umgeben, die sich darüber amüsierten, wie die "Langnase" versuchte, einem Chinesen ein paar deutsche Wörter beizubringen. Er verabschiedete sich aber dennoch von mir mit einem gerade gelernten "Wir sind gute Freunde. Komm bald wieder". Zurück in der Unterkunft, musste mir als Erstes eine kühle Dusche den Schweiß vom Körper waschen.
PS: Ich habe in meiner China-Foto-Gallerie einen Ordner "Aktuell" eingerichtet. Dort werden ab jetzt immer die zuletzt eingestellten Bilder zusätzlich zu sehen sein. Das erspart Euch in den anderen Ordnern nach neuen Bildern zu suchen.