Bimbo's Blog

19 Juni 2006

Schanghai im Schnelldurchlauf

Gestern und vorgestern also Vater und Tochter in Schanghai. Ich überlege schon den ganzen Tag, welches Attribut am besten zu dieser Stadt, von der wir ehrlich gesagt nur einen kleinen Teil gesehen haben, passt. Überwältigend? Phantastisch? Weltstädtisch? Oder einfach nur eine moderne Metropole, wie man sie sich heute vorstellt? Ich glaube, man wird diesem "chinesischen Wunder" am Besten gerecht, wenn man ihr von allem etwas zubilligt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass vor ca. 10 Jahren von den jetzt so beeindruckenden Gebäuden fast noch nichts zu sehen war. Und was hat den Reiz für mich am meisten ausgemacht? In mir haben die noch grasseren Widersprüche als hier in Wuhan die größte Wirkung hinterlassen. Man braucht keine 100 Meter zu gehen und man kommt von einem hypermodernen Wolkenkratzer zu fast baufälligen Gebäuden, von denen man annehmen müsste, dass sich hier nur noch Hunde, Katzen und anderes Getier herumtreiben. Und dann sieht man mit Erstaunen, dass hier noch Menschen wohnen. Und meist nicht nur wohnen, sondern auch noch mit irgendeiner kleinen Werkstatt versuchen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Verdutzt muss man dann immer wieder feststellen, dass aus diesen heruntergekommenen Behausungen junge, hübsche, adrett gekleidete Mädchen kommen. Als außenstehender Tourist kann man sich aber bei all den krassen Unterschieden nicht des Eindrucks erwehren, dass eigentlich, zumindest äußerlich, keine Unzufriedenheit zu spüren ist. Es scheint einem fast so, als wird allgemein akzeptiert, dass jedem Chinesen sein Platz in der Gesellschaft zugewiesen und die Stellung in dieser schicksalsgegeben ist. Ich denke, dieser Eindruck hat viel mit der kulturellen Entwicklung des chinesischen Volkes zu tun.
Natürlich war Sightseeing ohne Ende angesagt, auch wenn mir das extrem schwüle Wetter bei jeder hastigen Bewegung den Schweiß ausbrechen ließ. Das erste war der Transrapid. Es ist schon ein berauschendes Gefühl, mit einer Spitzengeschwindigkeit von 431 km/h 30 Kilometer in 8 Minuten zurückzulegen. Allerdings war von einer dahingleitenden Bewegun nicht viel zu spüren. Für meine Begriffe eine ziemlich unruhige Fahrt. Die anderen Sehenswürdigkeiten, denen wir einen Besuch abgestattet haben, möchte ich hier nur aufzählen: der Bund - die berühmte Uferpromenade, der Oriental Pearl TV-Power, die Geschäftsstraße Nanjing Lu, der Garten Yuyuan, das Teehaus Huxin Ting, der Jadebuddha-Tempel, Alt-Shanghai. Und das alles in weniger als 24 Stunden. Da war das Gläschen Rotwein auf der Terrassenbar des Hostels, in dem Christin wohnte und von der man einen herrlichen Blick in Richtung Pearl-Tower hatte, mehr als verdient. Eines muss ich doch noch erwähnen, den Fussgänger-Sightseeing-Tunnel. Dem Namen nach haben wir dahinter einen profanen Fußgängertunnel unter den Huangpu River, der die Bund-Promenade mit dem Stadtteil Pudong verbindet, vermutet. Aber weit gefehlt. Man setzt sich in eine futuristische Kabelbahn (eine Art Standseilbahn) und wird mit eindrucksvollen Lichteffekten durch den Tunnel gefahren. Hindurch durch siedendes Magma, durch das "Paradies" und natürlich durch die Tiefsee. Ein weiteres unvergessliches Erlebnis. Etwas Frust muss ich zum Schluß aber noch loswerden. Das Wetter hat nämlich überhaupt nicht mitgespielt. Von der 350 Meter hohen Space-Kugel des Fernsehturmes haben wir leider keine gute Aussicht gehabt, so diesig war die Sicht. Ein guter Grund, ein zweites Mal nach Schanghai zu fliegen. Lohnen wird es sich allemal.

P.S.: Klar gibt es neue Bilder. Ich denke anschauen lohnt sich. (Beschreibung folgt noch!)