Bimbo's Blog

17 Dezember 2006

Dresdner Stollen in Wuhan

Den dritten Advent habe ich gestern zwar schon vorfristig, dafür aber zünftig begangen. Wir haben in Wuhan Kontakt zu Kollegen einer Dresdner Bühnenbaufirma, die hier verantwortlich am Bau des neuen Wuhaner Theaters beteiligt ist. Gestern waren wir von ihnen zu einer Besichtigung ihrer Baustelle eingeladen. Was ich da gemeinsam mit zwei anderen Kollegen vom OPB-Team zu sehen bekam war nicht nur sehr interessant, sondern auch sehr staubig. Das neue Wuhaner Theater soll im März eröffnet werden und natürlich wird jetzt mit Hochdruch gearbeitet, damit der Termin gehalten wird. Und auf der Baustelle wuselt alles durcheinander. Als Außenstehender kann man überhaupt kein System erkennen, nach dem hier gearbeitet wird. Dort wird nach chinesischer Methode Estrich verlegt (absolut manuell), hier werden die Treppenaufgänge mit feinstem italienischen Mamor verkleidet. Am zukünftigen Eingang wird eine fertige Konstruktion wieder zurück gebaut, weil ein Stahlträger an der falschen Stelle eingebaut wurde und über all Lärm und Staub. Fairerweise muss ich natürlich eingestehen, dass ich auf einer deutschen Theaterbaustelle noch nicht gewesen bin und damit eigentlich keinen Vergleich anstellen kann. Die Dresdner Kollegen versicherten uns allerdings, dass es auf einer deutschen oder europäischen Baustelle anders zugehen würde. Die beiden Sachsen haben uns nicht ohne Stolz "ihre" Baustelle gezeigt. Ist schon interessant zu sehen, was eigentlich hinter einer solchen Theaterbühne vor sich geht und was da für ein Haufen Technik versteckt ist - beeindruckend. Und die Chinesen wollen natürlich nur das Beste vom Besten. Zwei große Nebenbühnen und eine drehbare Hinterbühne mit einem Durchmesser von 18 Metern. Insgesamt hat das Bühnenhaus (sorry - ich weiß nicht, ob das der richtige Begriff ist) insgesamt eine Höhe von ca. 50 Metern, 18 Meter in die Tiefe und rund 30 Meter noch oben - überwältigend. Wie gesagt, alles noch ziemlich verstaubt und in Arbeit, aber wahrscheinlich werden wir Gelegenheit haben, uns kurz vor der Einweihung noch einmal davon zu überzeugen, dass das ein Theater geworden ist, auf das europäische Großstädte nur neidisch sein können.
Nach der Baustellenvisite gab es noch eine Überraschung - einen echten Dresdner Stollen, oder auch Striezel. In dem Restaurant, in das wir mit dem Stollen gezogen sind, ernteten wir nur erstaunte Gesichter als wir dem Personal klar machten, dass wir heißen Rotwein haben wollten. Als dann das ersehnte Getränk an den Tisch gebracht wurde, wurde ein Beutel Glühweingewürz hinein gehängt und in drei Minuten war der Glühwein fertig. Glühwein und Dresdner Stollen, besser kann man auch in Deutschland den dritten Advent nicht begehen. Na schön, als wir aus dem Restaurant kamen, war die Adventsstimmung schnell wieder verflogen. Gleißender Sonnenschein und milde Temperaturen - da hält keine Adventsstimmung lange an.
P.S. Es gibt ein paar neue Bilder! Nur rechts den entsprechenden Link anklicken.