Chaos und Ausnahmezustand in Wuhan
Na ja, vielleicht ist es etwas übertrieben, aber für jemanden, der so etwas der erste Mal erlebt, hat es zeitweise beängstigende Züge angenommen. Aber der Reihe nach.
Dieses Jahr wurde das Wuhaner Oktoberfest zum 4. mal vom Holliday-Inn veranstaltet. Für umgerechnet 25 Euro gab es ein wirklich reichhaltiges Büffet mit typisch deutschen Speisen (natürlich Schweinshaxe und Weißwurst, aber auch Rindsroulade) und Bier bis zum Umfallen. Wenn man weniger trinken wollte, blieb einem nichts anderes übrig, als sich das Glas vollgießen zu lassen und es so stehen zu lassen. Ein leeres Glas wurde unbarmherzig nachgefüllt. Jedem Tisch mit ca. 12 Personen war ein hübsches junges chinesisches Mädchen zugeteilt, das immer mit dem Bierkrug bereits stand. Und außerdem konnte man dem liebreizenden Ansinnen überhaupt nicht widerstehen. (hier klicken!) Von den Anwesenden waren ca. 85% Chinesen und der Rest halt keine. Die echt bayrische Kapelle heizte richtig ein und die Chinesen ließen sich nicht lange Bitten und sind gleich ausgeflippt. Polonaise und Ententanz müssen für die das Höchte an deutscher Ausgelassenheit sein. Sie waren alle wie aus dem Häuschen. Und wie das in China so ist, waren sie gegen 22:30 Uhr plötzlich alle wie vom Erdboden verschluckt. Während bereits das große Reinemachen einsetzte, setzte sich der Hotelmanager zu uns an den Tisch und das Bier nahm keine Ende.
Am Samstag dann ausspannen und sich auf den nächsten Höhepunkt am Sonntag vorbereiten, der da hieß 'Eröffnung des Herbstfestivals'. Trotz der vielen Informationen im Internet war nicht heraus zu bekommen, um welche Zeit denn nun der Höhepunkt auf der breiten und langen Promenade am Hankouer Ufer des Jangtze zu erwarten war. Also setzte ich mich schon mittags in Bewegung, lief die ca. 4 bis 5 Kilometer zur Fähre und setzte auf die Hankouer Seite über. Außer dass die Fähre sehr voll war und ich an die Berichte über überfüllte und untergegangene Fähren, die in der Vergangenheit aus Asien nach Europa drangen, denken musste, war alles normal. Auch auf der Promenade war es am frühen Nachmittag noch recht ruhig. Nachdem ich ein (relativ) ruhiges und schattiges Plätzchen gefunden hatte konnte ich meiner gegenwärtigen Leidenschaft frönen und John Updike's Serie über Harald Angström (Rabbit Hasenherz) weiter lesen. Dazu ein andernmal mehr. Nun, so gegen 17:00 Uhr merkte ich, dass die Menschen immer unruhiger wurden. Nicht weit von meiner Bank befand sich ein Einang zur Promenade, der mittlerweile geschlossen war. Man konnte jedoch auf der inneren Seite der Mauer auf den Dächern der an der Mauer befindlichen Lokalitäten spazieren gehen. Als ich von da oben auf die andere Seite der Mauer sah traute ich meinen Augen nicht. Die vielbefahrene Straße war inzwischen für den Verkehr gesperrt worden und vor dem Eingang zur Promenade drängte sich eine riesige Menschenmenge und forderte Einlaß. Aus irgendeinem Grund wurden sie nicht herein gelassen und die ohnmächtigen Ordner wurden durch Soldaten verstärkt. Ich dachte, es gäbe gleich einen Aufstand. Die Menge tobte und drückte in Wellen gegen das Gittertor, bis dann das Tor einen Meter geöffnet wurde und die Menschen langsam eingelassen wurden. Einmal drinnen, verflüchtigte sich ihre Aufregung in sekundenschnelle und sie verstreuten sich im Park. Ich konnt mir nur nicht erklären, was sie unbedingt auf der Promenade wollten. Es war überhaupt nichts los. Aber wahrscheinlich ist dabei sein alles. Die einzige Unterhaltung war eine Bühnenshow mit einigen chinesischen Schlagersternchen. Möglicherweise waren sie auch das Objekt der Begierde. Kurz vor 20:00 Uhr fing dann ein gewaltiges Feuerwerk an. Hier bewiesen die Chinesischen, dass sie wahre Meister in der Pyrotechnik sind. Der Himmel wurde zum Beispiel mit einer wahren Flut aus roten Sternen übergossen. Nicht nur die außergewöhnliche Qualität machte mich Staunen, auch die Länge des Feuerrausches überrachte mich. Das Spektakel dauerte nicht weniger als 35 Minuten. Wahnsinn!
Schon als das Feuerwerk augenscheinlich in den letzten Zügen lag machte ich mich auf den Weg zum Hauptausgang und mir strömten immer noch Menschenmassen entgegen. Als ich den Ausgang erreichte bot sich mir noch ein chaotischeres Bild als 2 Stunden zuvor. Immer noch Unmengen von Chinesen wollten auf die Promenade. An ein Herauskommen war nicht zu denken. Ich stellte mich an die Seite und beobachtete sprachlos das Geschehen. An den Eingängen standen jetzt nicht nur Ordner sondern auch Männer in schwarzen, nicht gerade symphatisch aussehenden Uniformen, wahrscheinlich so etwas wie Bereitschaftpolizei. Irgendwie fand ich dann doch eine Möglichkeit, die fast gespenstische Szenerie zu verlassen. Draußen angekommen war ich wieder der Meinung alle 8 Millionen in Wuhan lebenden Chinesen seien auf den Beinen - unvorstellbar! An ein Taxi war natürlich nicht zu denken. Ich ließ mich einfach von den Massen treiben und nach ca. 3 Kilometern, als sich die Menge doch etwas aufzulösen begann geschah ein Wunder, ein Taxi hielt direkt vor meiner Nase. Zwar zeterte der Taxifahrer irgend etwas auf Chinesisch, ich bedeutete ihm aber irgendwie über den Fluß zum Appartment zu fahren. Nach einer einstündigen Irrfahrt durch das völlig verstopfte Hankou haben wir dann die erste Brücke überqueren können. Gerettet!
Jetzt verstehe ich, warum in einem Buch über China empfohlen wird, als Ausländer während des Frühlings- und Herbstfestivals am besten die vier Wände nicht zu verlassen. Es war gnadenlos.
Dieses Jahr wurde das Wuhaner Oktoberfest zum 4. mal vom Holliday-Inn veranstaltet. Für umgerechnet 25 Euro gab es ein wirklich reichhaltiges Büffet mit typisch deutschen Speisen (natürlich Schweinshaxe und Weißwurst, aber auch Rindsroulade) und Bier bis zum Umfallen. Wenn man weniger trinken wollte, blieb einem nichts anderes übrig, als sich das Glas vollgießen zu lassen und es so stehen zu lassen. Ein leeres Glas wurde unbarmherzig nachgefüllt. Jedem Tisch mit ca. 12 Personen war ein hübsches junges chinesisches Mädchen zugeteilt, das immer mit dem Bierkrug bereits stand. Und außerdem konnte man dem liebreizenden Ansinnen überhaupt nicht widerstehen. (hier klicken!) Von den Anwesenden waren ca. 85% Chinesen und der Rest halt keine. Die echt bayrische Kapelle heizte richtig ein und die Chinesen ließen sich nicht lange Bitten und sind gleich ausgeflippt. Polonaise und Ententanz müssen für die das Höchte an deutscher Ausgelassenheit sein. Sie waren alle wie aus dem Häuschen. Und wie das in China so ist, waren sie gegen 22:30 Uhr plötzlich alle wie vom Erdboden verschluckt. Während bereits das große Reinemachen einsetzte, setzte sich der Hotelmanager zu uns an den Tisch und das Bier nahm keine Ende.
Am Samstag dann ausspannen und sich auf den nächsten Höhepunkt am Sonntag vorbereiten, der da hieß 'Eröffnung des Herbstfestivals'. Trotz der vielen Informationen im Internet war nicht heraus zu bekommen, um welche Zeit denn nun der Höhepunkt auf der breiten und langen Promenade am Hankouer Ufer des Jangtze zu erwarten war. Also setzte ich mich schon mittags in Bewegung, lief die ca. 4 bis 5 Kilometer zur Fähre und setzte auf die Hankouer Seite über. Außer dass die Fähre sehr voll war und ich an die Berichte über überfüllte und untergegangene Fähren, die in der Vergangenheit aus Asien nach Europa drangen, denken musste, war alles normal. Auch auf der Promenade war es am frühen Nachmittag noch recht ruhig. Nachdem ich ein (relativ) ruhiges und schattiges Plätzchen gefunden hatte konnte ich meiner gegenwärtigen Leidenschaft frönen und John Updike's Serie über Harald Angström (Rabbit Hasenherz) weiter lesen. Dazu ein andernmal mehr. Nun, so gegen 17:00 Uhr merkte ich, dass die Menschen immer unruhiger wurden. Nicht weit von meiner Bank befand sich ein Einang zur Promenade, der mittlerweile geschlossen war. Man konnte jedoch auf der inneren Seite der Mauer auf den Dächern der an der Mauer befindlichen Lokalitäten spazieren gehen. Als ich von da oben auf die andere Seite der Mauer sah traute ich meinen Augen nicht. Die vielbefahrene Straße war inzwischen für den Verkehr gesperrt worden und vor dem Eingang zur Promenade drängte sich eine riesige Menschenmenge und forderte Einlaß. Aus irgendeinem Grund wurden sie nicht herein gelassen und die ohnmächtigen Ordner wurden durch Soldaten verstärkt. Ich dachte, es gäbe gleich einen Aufstand. Die Menge tobte und drückte in Wellen gegen das Gittertor, bis dann das Tor einen Meter geöffnet wurde und die Menschen langsam eingelassen wurden. Einmal drinnen, verflüchtigte sich ihre Aufregung in sekundenschnelle und sie verstreuten sich im Park. Ich konnt mir nur nicht erklären, was sie unbedingt auf der Promenade wollten. Es war überhaupt nichts los. Aber wahrscheinlich ist dabei sein alles. Die einzige Unterhaltung war eine Bühnenshow mit einigen chinesischen Schlagersternchen. Möglicherweise waren sie auch das Objekt der Begierde. Kurz vor 20:00 Uhr fing dann ein gewaltiges Feuerwerk an. Hier bewiesen die Chinesischen, dass sie wahre Meister in der Pyrotechnik sind. Der Himmel wurde zum Beispiel mit einer wahren Flut aus roten Sternen übergossen. Nicht nur die außergewöhnliche Qualität machte mich Staunen, auch die Länge des Feuerrausches überrachte mich. Das Spektakel dauerte nicht weniger als 35 Minuten. Wahnsinn!
Schon als das Feuerwerk augenscheinlich in den letzten Zügen lag machte ich mich auf den Weg zum Hauptausgang und mir strömten immer noch Menschenmassen entgegen. Als ich den Ausgang erreichte bot sich mir noch ein chaotischeres Bild als 2 Stunden zuvor. Immer noch Unmengen von Chinesen wollten auf die Promenade. An ein Herauskommen war nicht zu denken. Ich stellte mich an die Seite und beobachtete sprachlos das Geschehen. An den Eingängen standen jetzt nicht nur Ordner sondern auch Männer in schwarzen, nicht gerade symphatisch aussehenden Uniformen, wahrscheinlich so etwas wie Bereitschaftpolizei. Irgendwie fand ich dann doch eine Möglichkeit, die fast gespenstische Szenerie zu verlassen. Draußen angekommen war ich wieder der Meinung alle 8 Millionen in Wuhan lebenden Chinesen seien auf den Beinen - unvorstellbar! An ein Taxi war natürlich nicht zu denken. Ich ließ mich einfach von den Massen treiben und nach ca. 3 Kilometern, als sich die Menge doch etwas aufzulösen begann geschah ein Wunder, ein Taxi hielt direkt vor meiner Nase. Zwar zeterte der Taxifahrer irgend etwas auf Chinesisch, ich bedeutete ihm aber irgendwie über den Fluß zum Appartment zu fahren. Nach einer einstündigen Irrfahrt durch das völlig verstopfte Hankou haben wir dann die erste Brücke überqueren können. Gerettet!
Jetzt verstehe ich, warum in einem Buch über China empfohlen wird, als Ausländer während des Frühlings- und Herbstfestivals am besten die vier Wände nicht zu verlassen. Es war gnadenlos.
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