Ursprüngliche Reinheit und Revolution
Der gestrige Tag war ein Tag der Gegensätze wie sie schärfer wohl nicht sein können. Am Nachmittag machte ich mich mit meinem Kollegen auf den Weg zum Guiyuan Buddhist Temple oder auch Temple of Original Purity (Tempel der ursprünglichen Reinheit) im Stadteil Hanyang. Das Wetter ist zur Zeit sehr angenehm und lädt geradezu ein zum Sightseeing. Der Guiyuan Tempel gehört zu den vier größten Buddhistentempeln in der Povinz Hubei und ist einer der bedeutendsten in China. Besonders interessant war die Arhat Hall, in der 500 geschnitzte Statuen zu sehen sind. Diese sitzenden oder stehenden Jünger Buddhas bringen unterschiedliche Gemütszustände zum Ausdruck. Alles in allem eine sehenswerte Anlage. Hier habe ich das erste Mal in Wuhan eine deutschsprachige Reisegruppe gesehen. Auf dem Weg in den Stadtteil Hankou spürten wir wieder das pralle pulsierende chinesische Leben. Ich hatte das Gefühl, alle knapp 8 Millionen Wuhaner (oder Wuhanesen?) waren auf den Beinen. Am Abend dann nach einer guten Pizza beim chinesischen Italiener in die VOX-Bar. Und hier ging die Post ab. Angesagt war eine der ersten Wuhaner Punk-Bands, die seit dem Jahr 1996 existiert, mit einer zarten Chinesin an den Drums. Aber auch schon die zwei Vorbands ließen die Wände wackeln. Und hier komme ich zum im Titel angesprochenen Wort Revolution. Ein Song der zweiten Vorband mit dem Refrain "We don't need a revolution. We make our own revolution" (Wir brauchen keine Revolution. Wir machen unsere eigene Revolution.) war wohl das subversiveste, was ich bisher in China gesehen habe. Gemeinsam mit der Band auf der Bühne stand eine junge Chinesin, bekleidet mit Reizwäsche, einer offenen Mao-Jacke und einer Mao-Mütze auf dem Kopf. In den Händen hielt sie ein Megaphon durch das sie, wahrscheinlich passend zum Lied, Verse aus der Mao-Bibel vorlas. Und dazu der harte Sound der Band - einfach Wahnsinn. Leider wissen wir nicht, was für Verse da rezitiert wurden aber trotzdem war das ganze unwahrscheinlich beeindruckend. Und der Saal tobte natürlich. Wieder einmal eine Situation, die ich so auf keinen Fall in China erwartet hätte.
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