Bimbo's Blog

23 Februar 2008

Mit der Kabinenbahn auf den Basar

Für diesem milden Samstagnachmittag hatte ich mir vorgenommen einen Spaziergang über die Brücke Nummer 1 zu machen. Von dort über den Guishan, einen bewaldeten Hügel, der sich auf der dem Gelbe-Kranich-Turm gegenüberliegenden Seite des Yangtse befindet, zu wandern und von dort mit der Kabinenbahn über den Han-Fluss in den Stadtteil Hankou überzusetzen. Der Spaziergang über die Brücke Nr. 1 hatte allerdings nichts erholsames, wenn man von ca. 3 KIlometer Wegstrecke absieht, die ich zu Fuß zurückgelegt habe. Auf der vierspurigen Brücke krochen die Pkw's und Busse Stoßstange an Stoßstange in beide Richtungen. Vor allem die Busse verpesten die Luft. Da konnte ich noch von Glück reden, dass der leichte Wind so wehte, dass er mir die Abgase nicht direkt in die Nase blies. Am Eingang des Guishan-Parkes angelangt galt es erst einmal die Parkgebühr zu entrichten. Drei Personen waren damit beschäftigt, die Tickets auszugeben - viel mehr Personen bin ich auch dann im Park nicht begegnet. Der Park selbst ist schön angelegt und die Wege sind von mehreren Denkmälern gesäumt, die der früheren Geschichte Chinas gewidmet sind. Nach einem schönen Spaziergang durch den Park erschreckte mich an der Kabinenbahn-Station ein gellender Mädchenschrei. Des Rätsels Lösung war die Bungee-Jumping-Anlage, die sich ebenfalls an diesem Punkt befindet. Eine junge Chinesin hatte sich gerade todesmutig in die Tiefe gestürzt. Interessant an der ganzen Sache war der Landepunkt für die mutigen Springer. Unterhalb des Absprungpodestes befand sich ein Wasserbecken von ungefähr vier mal sechs Meter. In diesem schwamm ein Schlauchboot, besetzt mit einem Chinesen. Dessen Aufgabe war es, die Springer in sein Schlauchboot zu hieven und an Land zu bringen. Eine großflächige Matte hätte sicher den gleichen Zweck erfüllt. Aber das Wasserbecken machte alles natürlich viel abenteuerlicher. Die Fahrt mit der Kabinenbahn über einige Wohnhäuser bescherte mir ein paar Blicke auf die Balkone chinesischer Wohnungen. Als ordnungsliebender Mensch hätte man da schon einen Anfall bekommen können. Aber den Chinesen dient der Balkon oder die Terasse meist als zusätzlicher Wohnraum oder als Abstellkammer. Aber noch viel erhebender als der Blick von oben auf die Freiluftzimmer war die Ankunft der Kabinenbahn auf der anderen Seite des Flusses. Die "Talstation" befand sich in der 7. Etage eines vielleicht elfstöckigen Gebäudes. Normalerweise steigt da wohl niemand aus; der Kollege an der Talstation guckte recht verdutzt als ich ihm Zeichen zum Aussteigen machte. Die Mehrzahl der Fährgäste bucht wohl eine Rundfahrt. Jedenfalls musste ich erst einmal den Weg zum Lift suchen. Als ich den gefunden hatte und glücklich im Erdgeschoß ankam war es auch hier nicht so leicht den Ausgang zu finden. Alles war vollgestellt mit Pappkartons und wie nicht unüblich gab es genug Müll. Endlich im Freien fand ich mich mitten auf dem Basar wieder. Ein irres Durcheinander von alten Männern, die hochbeladene Karren zogen, lauthals ihre Ware anpreisenden Händlerinnen und zwei- oder dreirädrigen Gefährten, die kreuz und quer und laut hupend durch die Gegend fuhren, empfing mich. Der Spaziergang durch die engen Gassen mit ihren "Imbißständen" und unzähligen Verkaufsständen hat schon etwas sehr Spannendes.
Zum Abschluss meiner Odyssee gönnte ich mir ein Steak in einem chinesischen Steak-Restaurant. Dass viele Chinesen Probleme haben mit Messer und Gabel zu essen, genau wie wir Langnasen mit Eßstäbchen, war dann schon keine Überraschung mehr.