Heiße Luft und heißer Tee
Wieder mal im Flugzeug zwischen Peking und Frankfurt. Der Urlaub mit meiner lieben Frau liegt vor mir mit einem Kurztrip nach Schweden und nicht zu vergessen mit einer Ballonfahrt über Schwerin, dem Geschenk zur schon über ein Jahr zurückliegenden Silberhochzeit. Ob es geglaubt wird oder nicht, ein weiterer Grund meiner Freude liegt in den gemäßigten Temperaturen, die mich in Deutschland und mit Sicherheit auch in Schweden erwarten. In Wuhan hat seit einigen Tagen wieder die große Hitze Einzug gehalten. Ganz "schlimm", sprich heiß und schwül war das vergangene Wochenende. Am Samstag habe ich mich erst nach 17:00 Uhr aus meinem Apartment gewagt und einen Spaziergang unternommen. Und am Sonntag hätte ich es sicher nicht anders gemacht, hätte gegen 14:00 Uhr nicht Helen mit ihrem Sohn an meine Tür geklopft. So sind die Chinesen oft, spontan und aus heiterem Himmel wirst du überfallen. Sicher hatte sie vor einiger Zeit mal erwähnt, dass sie mir unbedingt zeigen müsse, wie man richtig chinesischen Tee zubereitet und trinkt, aber das an einem tropen-heißen Sonntag? Da halfen keine Ausflüchte meinerseits. Der einzige Kompromiss, den sie akzeptierte war, mit dem Taxi hinzufahren und nicht einen entweder heißen oder kalten, aber auf jeden Fall vollen Busse zu benutzen. Los ging es also Richtung Hankou, am Yellow-Crane-Tower vorbei, über die erste Brücke, der Schnellstraße zwei Kilometer abgerungen und letztlich ein Stück an der Hochbahntrasse entlang - und schon waren wir am Ziel, in der "Tee-City". Inmitten der Wohnhochhäuser ein Areal von einstöckigen Gebäuden mit einer Unzahl von Teegeschäften. Ich war erstaunt, welche Pflanzen die Chinesen alles zu Tee verarbeiten. Natürlich gab es eine Unmenge Sorten grünen Tees. Daneben hatte ich aber den Eindruck, dass fast alle Blumen zu Tee verarbeitet werden. Von Klee, über Nelken bis hin zu Astern und Rosen - faszinierend. Den Rundgang durch die Tee-City unterbrachen wir mit einer Vorführung des originalen Teezubereitens in einer der kleinen Teestuben. Ich will gar nicht erst versuchen diesen komplizierten Prozeß zu schildern, ich würde mit Sicherheit ein wichtiges Detail vergessen. Zumindest habe ich gelernt, dass man grünen chinesischen mit gutem Gewissen bis zu achtmal mit heißem Wasser übergießen kann, wobei der dritte bis fünfte Aufguss die genussreichsten sind. Soweit also heiße Luft und heißer Tee am Sonntag, eine Mischung, die unter bestimmten Umständen durchaus zueinander passt. Und nach was hat der Rosentee am Sonntagabend geschmeckt? Nach Rosen, was sonst.
0 Comments:
Kommentar veröffentlichen
<< Home