Bimbo's Blog

23 Mai 2007

Jingle Bells bei 32 Grad

Ich weiß nicht, ob ich schon darüber berichtet hatte, aber gestern war mein "großer" Tag vor einer dritten Klasse in einer chinesischen Privatschule. Der Sohn meiner Bekannten fragte mich vor einigen Wochen, ob ich nicht in seiner Klasse etwas über Deutschland und über mich erzählen könnte. Warum nicht, dachte ich mir, nur keine Gelegenheit auslassen, dieses Land näher kennen zu lernen. Dem gestrigen Tag vorausgegangen war in der letzten Woche eine kurzer erster Besuch in der Schule, während ich mich mit der Klassenleiterin und der Englischlehrerin unterhalten habe. Das erste, was mir schon da auffiel war das extrem niedrige Durchschnittsalter der Lehrer. Die junge Englischlehrerin schätze ich nicht älter als 24 Jahre und die Klassenleiterin war sicher um die 30. Das Schulgebäude ist ca. 5 Jahre alt und macht von außen einen wirklich guten Eindruck. Von innen relativiert sich das etwas, zumindestet für deutsche Augen. Die an die Bauqualität angesetzten Maßstäbe sind halt nicht so hoch wie in Deutschland. Für ein Jahr Schulbesuch in der 3. Klasse muss Helen 12.000 Yuan auf den Tisch legen, also rund 1.200 Euro. Sicher ist das für deutsche Verhältnisse sehr moderat. Wenn man aber bedenkt, das Helen ca. 70.000 Yuan im Jahr verdient, sieht das schon anders aus. Ein siebtel ihres Jahresgehaltes geht also für den Schulbesuches Ihres Sohnes drauf. Es handelt sich um eine Schule mit angeschlossenem Internat und die Kosten für Unterbringung und Verpflegung jeweils von Montag bis Freitag sind in den 12.000 Yuan inbegriffen.
Nun also gestern die große Stunde. Direkt vom Büro bin ich in einen der wie immer knackevollen Busse gestiegen und zur Schule gefahren. Bus oder Taxi macht um diese Zeit in Wuhan keinen Unterschied, beide müssen sich durch den dicken Verkehr quälen. Das schüle Wetter brachte den Schweiß auf meinem Rücken dazu, in Strömen nach unten zu laufen. In der Schule angekommen wurde ich mit großem Hallo und einem groß an die Tafel geschriebenen "Welcome Hans!" begrüßt. Die aufgeregten Kinder hatten auch extra ein Lied für mich gelernt oder zumindetest wieder aufgefrischt. Aus 44 Kehlen schallte mir "Jingle Bells" entgegen! Bei schwülen 32 Grad eine gut gelungene Überraschung. Ich hatte mich mit einer kleinen Powerpoint-Präsentation vorbereitet und brauchte nur meinen Laptop an das moderne Multimedia-Equipment des Klassenraumes anzuschließen. Den Beamer aus dem Büro hatte ich umsonst mitgeschleppt. Meine kleine Exkursion über Europa, Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern nach Schwerin wurde von vielen "Aahs" und "Oohs" und "Beautiful" begleitet, Besonders die Bilder aus Schwerin hatten es den Kleinen angetan. Nach ca. 30 Minuten hatten die Kinder Gelegenheit, Fragen zu stellen. Natürlich waren das alles Fragen, die auch Kinder an fast jedem anderen Ort der Erde stellen würden. Sie reichten von "Magst Du Hunde?" über "Liebst Du China? und "Hast Du eine Tochter?" bis hin zu "Was isst man in Deutschland?". Natürlich haben wir uns für ein nächstes Mal verabredet. Dann werde ich Ihnen etwas über die Schulen in Deutschland und über meine Kinder erzählen. Nach einer Stunde wurde ich unter viel Lärm und Gewinke verabschiedet. Ein schöner Abend, der mir mit Sicherheit lange in Erinnerung bleiben wird.