Bimbo's Blog

16 Juli 2006

Mein Ausflug ins Dienstleistungsgewerbe

Das herrausragende Erlebnis an diesem Wochenende war wohl mein Friseurbesuch. Ich hatte mich entschlossen, meine für meine Begriffe etwas zu langen und schon angegrauten Haare etwas in Form bringen zu lassen. Nach dem mein Kollege mir schon mehrmals von seinem Friseurbesuch vorgeschwärmt hatte, machte ich mich also am Samstag vormittag auf den Weg in das Nachbargebäude, in dem sich dieser sagenumwobene Dienstleister befindet. Kaum zu Tür im Erdgeschoß eingetreten wurde ich schon von mehreren jungen Leuten mit einem mehrstimmigen "Hello" und "Welcome" empfangen und von einem in die zweite Etage geführt. Dort wurde ich angehalten, mich auf bzw. in eine Apparatur zu legen. Eigentlich lässt sich diese Apparatur ganz einfach beschreiben, es ist so als wenn man sich aufs Bett setzt, sich nach hinten fallen lässt und der Kopf in einem Kopfwaschbecken landet. In dieser bequemen Lage wurde mein Kopf gewaschen und massiert. Diese Prozedur dauerte mindestens zehn Minuten. Nur die etwas laute Musik hat mich davon abgehalten, ein kleines Nickerchen zu machen. Nach der ausgedehnten Waschprozedur wurde ich eine Etage nach unten geleitet und auf einem Frisiersessel plaziert. Nachdem mir das obligatorische Glas grünen Tees gereicht wurde kam mein Friseur, ein junger Chinese, und wollte von mir Wissen, wie ich denn meinen kläglichen Haarschopf frisiert haben möchte. Gestenreich habe ich versucht, ihm zu erklären, um wieviel Zentimeter ich meine Haare gekürzt haben möchte und wo denn Bitte der Scheitel hin soll. Außer einem Kamm und einer Schere wurde keine anderen Werkzeuge an mich gelegt. Und das Ergebnis war nahezu perfekt. Als er dann wortreich und für mich natürlich unverständlich zum Ende kam hielt ich die Prozedur zweifellos für abgeschlossen. Aber weit gefehlt. Jetzt kam die zweite Waschung. Nochmals wurde ich an eine "Haarwaschliege" geführt und durfte mir nochmals die Haare waschen und den Kopf massieren lassen. Mein Friseur hatte in der Zwischenzeit mein Teeglas nachgefüllt und erwartete mich zurück, um mir die Haare zu kämmen und anzuföhnen. Nachdem ich meine völlige Zufriedenheit zum Ausdruck gebracht hatte wurde ich nach unten zur Rezeption geleitet und durfte 19 Yuan (ca. 1,90 €) bezahlen, Trinkgeld wird unter keinen Umständen angenommen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was diese fleißigen Leute im Monat verdienen, wenn man bedenkt, dass von meinen 19 Yuan ja auch noch Miete und weitere Betriebskosten beglichen werden müssen.
Den Rest des Samtags habe ich mit meiner geliebten Access-Planlaufdatenbank verbracht. Abends stand das Club-Cafe und ein Besuch in der Vox-Bar, eines Studentenclubs mit krachender Live-Musik, auf dem Programm. Heute hatte ich mir eigentlich vorgenommen, einen weiteren Punkt auf meiner "Must have"-Sightseeing-Liste abzuhaken. Ich wollte mir Mao's Sommerhaus, heute natürlich ein Museum, anschauen. Aber entweder bin ich zu blind oder ich habe zu früh aufgegeben. Entsprechend meinem chinesischen Stadtplan befindet sich das Sommerhaus in einem Park am East-Lake. Nur hat man mir zu dem einzigen Park, den ich gefunden habe, den Zutritt verwehrt. Ein stramm stehender Wachposten deutete mir an, dass mir nicht erlaubt sei, ein paar Schritte weiter zu gehen. Um ihn nicht zu provozieren und vielleicht noch irgendwelche Probleme herauf zu beschwören habe ich halt kehrt gemacht und statt dessen einen Frustkauf im Supermarkt "Carrefour" abgehalten. Wieder ein Wochenende vorbei und es sind nur noch vier bis mein Flugzeug Richtung Peking-Berlin abhebt. Juhu!

1 Comments:

  • At 11:33 PM, Juli 24, 2006, Anonymous Anonym said…

    Hallo Bimmi, habe mir leider erst heute deine Berichte erstmals erlesen, nachdem unsere Nachbarn Trautchen und Dieter schon länger davon schwärmen. Interessant besonders die Einzelheiten zu Service und Preis, aber wie meistens hinken Vergleiche doch ein wenig, da beides historisch gewachsen und in Relation zum gesellschaftlichen Umfeld gesehen werden sollte. (Völker hört ...)
    Freuen uns auf die Nächstigkeiten. Bleib gesund. Heike und Uwe

     

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