Auf dem Land - Teil 1
Diesen 1. Mai hatte ich mir mit meinem Kollegen etwas ganz besonderes vorgenommen. Wir wollten einmal der Hektik Wuhans entfliehen und haben die Einladung meiner chinesischen Bekannten angenommen, die uns eingeladen hatte, uns ihren Geburtsort außerhalb Wuhans zu zeigen. Sie warnte uns vor, dass es sehr "poor" (arm) aussehen würde. Aber das ist es ja gerade, was wir wollten. Einmal dorthin zu kommen, wo es unverfälscht "chinesisch" aussieht und wo weder ein ausländischer Tourist noch ein anderer Ausländer jemals hingekommen ist.Also ging es gegen 08:00 Uhr los mit einem normalen Linienbus zu einem Busbahnhof nach Hankou. Dort wurde gerade ein neuer gebaut und so diente lediglich die Straße als Busbahnhof. Als Fremder und vor allem der Sprache unkundiger wäre es unmöglich geworden, den richtigen Kleinbus zu finden. Die Busse standen ziemlich planlos herum und man musste die Busbegleiterin fragen, wo den der jeweilige Bus hinfährt. Der Kleinbus, der uns in die Nähe von Helens Geburtsort bringen sollte war eigentlich schon voll. Für uns wurde zusammengerückt und dann wurden im Gang zwischen den Bänken kurzerhand kleine zusammenklappbare Holzbänkchen aufgestellt. So passten noch 10 Chinesen zusätzlich in den Bus. Dann ging es in atemberaubender Geschwindigkeit durch die Landschaft. Ich glaubte, der Fahrer verwechselte dauernd die Hupe mit dem Gas. Jedenfalls wurde auch bei für mich nicht sichtbaren Gründen kraftvoll gehupt. Zum Glück saß ich mit dem Rücken zur Fahrtrichtung und brauchte so den Gefahren nicht dauernd ins Gesicht zu schauen. Bis wir den Kern von Wuhan wirklich hinter uns gelassen hatten verging nach ca. eine halbe Stunde. Dann wurde es ländlich. Das Land ziemlich Flach und jede mögliche Fläche wurde genutzt um irgend etwas anzubauen. Auch hier hat mich wieder wie während der Fahrt nach Yichang gewundert, dass es keine großen zusammenhängenden Felder gab. Eigentlich eine Parzellenwirtschaft. Mir ist es immer noch ein Rätsel, von wem die ca. 4 Millionen Wuhaner, die im Stadtkern wohnen, versorgt werden. Nach ungefähr 90 Minuten rasanter Fahrt stiegen wir an einer Häusergruppe aus. Nun hieß es noch ca. eine halbe Stunde zu Fuß zu gehen. Das Wetter war herrlich, also machte uns das nichts aus.
Helens Vater, der vor ca. 10 Jahren gestorben ist, liegt in der Nähe ihres Geburtsortes begraben. Nicht auf einem Friedhof, sondern mitten zwischen kleinen Feldern steht eine Baumgruppe, unter der sich der Grabhügel mit einem Grabstein befindet. Nach altem Brauch wollte Helen am Grab ihres Vaters Papiergeld verbrennen. Nach chinesischem Glauben braucht der Verstorbene das Geld im Jenseits. In Wuhan war allerdings nirgends welches aufzutreiben, also mussten wir uns hier auf die Suche machen. Nachdem Helen mehrere Bewohner in unterschiedlichen Dörfern (oder besser Ansammlung von Häusern oder Hütten) gefragt hatte machten wir uns einem der kleinen Dörfer auf die Suche nach der Verkaufsstelle. Es gab keine befestigte Straße und die Häuser waren irgendwie planlos angeordnet. So etwas wie Straßenzüge gab es eigentlich nicht. Was mich allerdings am meisten erschreckte war der allgegenwärtige Müll. So etwas wie eine geregelte Müllabfuhr gibt es in den Dörfern nicht. Ich hatte den Eindruck, als wenn jeder seinen Müll einfach vor die Tür wirft. Es sah zum Teil wirklich slumartig aus. Wir begegneten dann Jungen aus dem Dorf, die uns zur Verkaufsstelle führten. Verkaufsstelle ist eigentlich übertrieben. In einem maroden Haus befand sich im Erdgeschoß ein vergittertes Fenster durch das eine Frau aus dem dunklen Raum heraus Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs verkaufte. Aber es gab zum Glück das gesuchte Papiergeld und sogar gekühltes Mineralwasser. Helen kaufte auch noch ein riesiges Paket Knallfrösche, deren Zweck sie uns erst später klar machte. Durch die Mittagshitze ging es dann zum Grab ihres Vaters. Hier verbrannte Helen vor dem Grabstein den größten teil des Papiergeldes. Den Rest verteilte ihr Sohn gleichmäßig rund auf dem Grabhügel. Das gelbliche Papier, das Geld versinnbildlichen soll besteht aus einer Art faserigen Papier, das sicher ziemlich schnell verrottet, also der Umwelt keinen großen Schaden zufügt. Nachdem Helen ihrem Vater mit einer stillen Andacht und Verbeugungen gedacht hatte wurde die lange Knallfroschkette um dem Grabhügel gelegt und angezündet. Mit dem ohrenbetäubenden Lärm wird bei dem Toten angeklopft und ihm mitgeteilt, dass man da war und seiner gedacht hat. Die ganze Zeremonie war von großer Geschäftigkeit geprägt. Nun kann ich mir vorstellen, wie es auf einem gewöhnlichen Friedhof zugeht, wenn dort viele Menschen gleichzeitig ihrer Angehörigen gedenken
Helens Vater, der vor ca. 10 Jahren gestorben ist, liegt in der Nähe ihres Geburtsortes begraben. Nicht auf einem Friedhof, sondern mitten zwischen kleinen Feldern steht eine Baumgruppe, unter der sich der Grabhügel mit einem Grabstein befindet. Nach altem Brauch wollte Helen am Grab ihres Vaters Papiergeld verbrennen. Nach chinesischem Glauben braucht der Verstorbene das Geld im Jenseits. In Wuhan war allerdings nirgends welches aufzutreiben, also mussten wir uns hier auf die Suche machen. Nachdem Helen mehrere Bewohner in unterschiedlichen Dörfern (oder besser Ansammlung von Häusern oder Hütten) gefragt hatte machten wir uns einem der kleinen Dörfer auf die Suche nach der Verkaufsstelle. Es gab keine befestigte Straße und die Häuser waren irgendwie planlos angeordnet. So etwas wie Straßenzüge gab es eigentlich nicht. Was mich allerdings am meisten erschreckte war der allgegenwärtige Müll. So etwas wie eine geregelte Müllabfuhr gibt es in den Dörfern nicht. Ich hatte den Eindruck, als wenn jeder seinen Müll einfach vor die Tür wirft. Es sah zum Teil wirklich slumartig aus. Wir begegneten dann Jungen aus dem Dorf, die uns zur Verkaufsstelle führten. Verkaufsstelle ist eigentlich übertrieben. In einem maroden Haus befand sich im Erdgeschoß ein vergittertes Fenster durch das eine Frau aus dem dunklen Raum heraus Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs verkaufte. Aber es gab zum Glück das gesuchte Papiergeld und sogar gekühltes Mineralwasser. Helen kaufte auch noch ein riesiges Paket Knallfrösche, deren Zweck sie uns erst später klar machte. Durch die Mittagshitze ging es dann zum Grab ihres Vaters. Hier verbrannte Helen vor dem Grabstein den größten teil des Papiergeldes. Den Rest verteilte ihr Sohn gleichmäßig rund auf dem Grabhügel. Das gelbliche Papier, das Geld versinnbildlichen soll besteht aus einer Art faserigen Papier, das sicher ziemlich schnell verrottet, also der Umwelt keinen großen Schaden zufügt. Nachdem Helen ihrem Vater mit einer stillen Andacht und Verbeugungen gedacht hatte wurde die lange Knallfroschkette um dem Grabhügel gelegt und angezündet. Mit dem ohrenbetäubenden Lärm wird bei dem Toten angeklopft und ihm mitgeteilt, dass man da war und seiner gedacht hat. Die ganze Zeremonie war von großer Geschäftigkeit geprägt. Nun kann ich mir vorstellen, wie es auf einem gewöhnlichen Friedhof zugeht, wenn dort viele Menschen gleichzeitig ihrer Angehörigen gedenken
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