China live in Mulan - Teil 1
Ca. 70 bis 80 km nördlich von Wuhan liegt - wir würden es Naherholungsgebiet nennen - der Mulan-Lake und einige Kilometer entfernt befindet sich auf dem Mulan Shan eine alte Tempelanlage. Dies was das Ziel meines Kollegen und mir am vergangenen Wochenende. Zum Glück begleitete meinen Kollegen seine Chinesische Bekannte. Ohne deren Unterstützung hätten wir weder unser Ziel erreicht, noch wären wir wohl überhaupt nicht richtig aus Wuhan herausgekommen. Um zum Mulan-Gebiet zu kommen fährt erst mit einem Stadtbus nach Huangpi, das noch in engerem Sinn zu Wuhan gehört. Dort sieht es alles schon ganz anders aus. Die Taxen sind keine mehr oder weniger intakte Citroen sondern durch die Reihe dreirädrige fahrende Untersätze. Auf dem Busbahnhof herrschte für uns Ausländer die typische chinesische Hektik. Nach dem wir den richtigen Kleinbus nach Mulan-Town ausfindig gemacht hatten und auch schon Platz genommen hatten stürzte plötzlich alles aus dem Bus in einen anderen, der aber schon fast voll war. Für uns Foreigner wurde noch ein bisschen zusammen gerückt und los ging es. Wie es schien, ging es nicht nach Fahrplan, sondern danach, wann der Bus voll ist. Und obwohl schon einige Leute im Mittelgang auf kleinen Klapphockern saßen wurde an Haltestellen und dort, wo ein paar Leute am Wegesrand standen langsamer gefahren und die "Busbegleiterin" schrie etwas aus dem Fenster - wie es schien das Reiseziel. Weit außerhalb der City von Wuhan ist die Dichte des Autoverkehrs ungleich geringer, aber nicht minder halsbrecherisch. Ohne auf den Verkehr auf der Hauptstraße zu achten preschten immer wieder dreirädrige Gefährte auf die Hauptstraße und veranlassten unseren Busfahrer zu halsbrecherischen Bremsmanövern. Die Kleinstadt (ich weiß noch nicht einmal ihren korrekten Namen) in der Nähe des Mulan-Lake, das Ziel unserer abenteuerlichen Busfahrt, empfing uns mit fast dörflicher Atmosphäre. Eine lange breite Straße, gesäumt von maximal zweistöckigen Gebäuden, in deren Erdgeschoß meist irgendwas gehandelt wurde, zum Mittagessen eingeladen wurde oder in denen sich auch Werkstätten von Handwerkern befanden. Alles machte einen ziemlich schmuddeligen und staubigen Eindruck. Das Essen in einem der reichlich vorhandenen spartanischen kleinen Restaurants entschädigte uns allerdings für diesen Eindruck. Die köstliche Fischsuppe nach Landesart war wirklich ein Genuss. Mit gefüllten Magen machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel am Mulan-Lake, dem "Weißen Haus". Da wir nicht genau wussten, wie weit das Hotel von der Stadt entfernt war, machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Unterwegs wurden wir "Langnasen" immer wieder mit einem "Hello" oder auch einfach nur mit einem Lächeln gegrüßt. Das Novemberwetter zeigte sich von seiner Zuckerseite und nach dem guten Mahl tat uns der Fußmarsch gut. Nun, außerhalb der Stadt, durchquerten wir aber wirklich das echte China. Zum Teil wirklich armselige Behausungen säumten die Straße und dort wo eine Behausung war, lag auch viel Müll herum. Auf der anderen Seite sahen wir in fast jedem Haus, oder besser in jeder Behausung, einen Fernseher flimmern. Als wir in die Nähe des Mulan-Lake kamen empfing uns unüberhörbar Baulärm. Mehrere Ferienanlagen werden hier aus dem Boden gestampft. Anderseits sahen wir auch einen fast fertig gestellten Gebäudekomplex - wahrscheinlich als Hotel geplant - als Investruine in der Landschaft stehen. Und plötzlich sahen wir schon von weitem eine weiße Kuppel in der trüben Sonne schimmern. Je näher wir kamen, desto mehr wurde uns klar, dass der Begriff "Weißes Haus" nicht zufällig gewählt wurde. Ein stattliches Gebäude, das dem Weißen Haus in Washington nachempfunden sein muss stand plötzlich vor uns. Als Tagungshotel konzipiert, mit einer ganzen Anzahl - wie wir es nennen würden - Ferienhäusern war der Komplex aber zu dieser Jahreszeit allerdings fast ohne Besucher. Nach unserem Eindruck waren etwa soviel Gäste wie Hotelpersonal anwesend. Wie sich das bei einem Zimmerpreis von umgerechnet 25 Euro rechnet bleibt wohl auf immer ein Geheimnis. Die Hotelzimmer, in einem Seitengebäude untergebracht, entsprachen voll und ganz westlichem Standard und es gab nichts zu mäkeln. Beim Spaziergang über das Gelände des Hotels fiel uns auf, was eigentlich auch für Wuhan gilt. Von weiten machen viele Gebäude einen wirklich guten Eindruck, sobald man aber direkt davor steht, sieht man, dass der Begriff Instandhaltung oder Werterhaltung hier noch ein Fremdwort sein muss. Die von weitem wirklich attraktiv aussehenden Ferienhäuser waren aus der Nähe ziemlich heruntergekommen. Verrottete Türen, blinde Fenster und abplatzende Farbe war nur das, was man von außen sehen konnte. Ich musste unwillkürlich an meine Besuche mit meiner Familie an Makkum in den Niederlanden denken. Dort stehen auch Ferienhäuser an einem See - aber immer Top in Schuß.
Zur Fahrt zum Abendessen in die Stadt oder das Dorf bestellten wir uns ein Taxi - oder besser gesagt eines der dreirädrigen Gefährte. Diese Fahrten sind ein Erlebnis, das man einfach nicht beschreiben kann - man muss es erleben.
Zur Fahrt zum Abendessen in die Stadt oder das Dorf bestellten wir uns ein Taxi - oder besser gesagt eines der dreirädrigen Gefährte. Diese Fahrten sind ein Erlebnis, das man einfach nicht beschreiben kann - man muss es erleben.
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