Bimbo's Blog

15 Oktober 2007

Yichang - Teil 1: Der Drei-Schluchten-Staudamm

Der Regengott hat es letztes Wochenende nicht gut mit meinem Kollegen und mir gemeint. Der Abstecher zum Drei-Schluchten-Staudamm fiel buchstäblich ins Wasser. Aber der Reihe nach. Nach dem Besuch von Xi'an im letzten Herbst hatte ich mir auch für diesen Spätsommer vorgenommen, einen Ausflug zu einem lohnenswerten Ziel zu unternehmen. Mit einem Kollegen hatte ich mich schnell auf Yichang in der Nähe des berühmten Staudammes geeinigt. Los ging es Freitagabend im relativ komfortablen Reisebus. Nur die Tür zur Toilette schloss nicht ganz dicht, so dass uns über vier Stunden eine unangenehme Wolke um die Nase wehte. Aber nach einer Stunde riecht man fast nichts mehr. Das Hotel war auch ganz ok. Den schon etwas abgewohnten Eindruck hat man in vielen Hotels in China. Nachdem sie einmal eröffnet wurden, wird lange Zeit nichts mehr getan, keine Instandhaltung, keine Renovierung - aber das trifft nicht nur auf Hotels zu. Das "Western Breakfast", also das westliche Frühstück, bestand leider nur aus Toastbrot, Butter und Marmelade. Die Chinesen essen auch zum Frühstück ihre warmen Speisen, bei denen sich mir teilweise der Magen hebt - jedenfalls um diese Tageszeit.
Mit dem Bus ging es dann am Sonnabendmorgen in ca. 1 Stunde zum Staudamm. Betreten darf man das Besuchsglände erst nach einem ähnlichen Sicherheitscheck wie auf einem Flughafen. Bei der Bedeutung dieses Bauwerkes verständlich. An exponierter Stelle haben die Chinesen ein gepflegtes Besucher-Center angelegt, von dem man auf der einen Seite einen guten Blick auf den ca. 2,3 Kilometer langen Staudamm hat und zur gegenüberliegenden Seite das zweifache fünfstufige Schleusensystem bewundern kann. Alles von riesigen Ausmaßen und sehr beeindruckend. Und wie bei allen Sehenswürdigkeiten fanden die vielen Chinesen kein Ende sich überall und in allen Posen und familären Zusammenstellungen zu fotografieren. Leider hat es zum Teil sehr heftig geregnet, so dass wir im Ausstellungs- und Verkaufsgebäude ausharren mussten. Dabei hatten wir Gelegenheiten, uns das Modell des Dammes anzusehen und ein paar Souvenirs zu erstehen bzw zu erkämpfen, denn wo mehr als zwei Chinesen sind ist es nicht nur laut, sondern es wird in der Regel auch gedrängelt. Alles in allem aber ein interessanter Ausflug. Den Rest des Nachmittages verbrachten wir damit, uns das Zentrum von Yichang anzusehen, der Regen hatte inzwischen aufgehört. Am beeindruckendsten war wieder mal der Besuch in einem Bücherladen. Vor allem Jugendliche und Kinder funktionieren so eine Verkaufseinrichtung kurzerhand zur öffentlichen Lesestube um. In allen Gängen und auf allen Treppen hocken oder sitzen die Menschen und Lesen. Und ich bin sicher, die wenigsten kaufen dann wirklich ein Buch. Dieses Phänomen habe ich schon in Wuhan beobachtet. Es scheint also ganz normal zu sein. Zu Abend aßen wir in einem Restaurant das nach meiner Meinung wieder mal exemplarisch für die für den westlichen Geschmack eigentümliche Auffassung von gelungener Innenarchektur darstellte. Das Restaurant war in zwei Etagen angelegt. Die zweite Etage stellte eine Art Empore dar. In der Mitte der ersten Etage saß auf einer kleinen Insel ein junger Chinese an einem weißen Flügel und klimperte Melodien ala Richard Claydermann. Umgeben war diese Insel von einem Teich mit einer Unzahl von Goldfischen. Wollte man in die zweite Etage musste ein kleiner Steg zur Insel überschritten werden, am Klavierspieler musste man sich vorbeimogeln und dann ging es auf einer Art Wendeltreppe nach oben. Allerdings war das kein Fischrestaurant wie man vermuten könnte. Neben den typischen chinesischen Speisen wurden auch einige "westliche" Gerichte angeboten - wie halt unsere Pizza. Sehr interessant - man lernt immer wieder Neues und Interessantes kennen.